Politik

Forderung von 1,3 Billionen Euro Polen will Reparationen für Weltkriegsschäden

Deutschland hatte Polen am 1. September 1939 überfallen.

Deutschland hatte Polen am 1. September 1939 überfallen.

(Foto: picture-alliance / akg-images)

Für den Bericht wählt die polnische Regierung ein geschichtsträchtiges Datum: 83 Jahre nach dem deutschen Überfall und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs präsentiert PiS-Chef Kaczynski einen Bericht zu den Entschädigungsforderungen an Berlin.

Polen will offiziell Reparationsforderungen an Deutschland wegen des Überfalls im Zweiten Weltkrieg stellen. Die Verluste werden in einem Gutachten auf 6,2 Billionen Zloty (1,32 Billionen Euro) geschätzt, wie der Chef der national-konservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, mitteilte. Warschau wolle mit Berlin über Entschädigungen in diesem geschätzten Volumen verhandeln. Die Bundesregierung sieht dafür keine Grundlage.

"Die Deutschen sind in Polen eingefallen und haben uns enormen Schaden zugefügt. Die Besatzung war unglaublich verbrecherisch, unglaublich grausam und hatte Auswirkungen, die in vielen Fällen bis heute anhalten", sagte Kaczynski, der als starker Mann der polnischen Politik gilt. "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, nur weil es jemandem so vorkommt, als befände sich Polen in einer besonderen, radikal niedrigeren Position als andere Länder." Er sei sich bewusst, dass es zu den Reparationen ein "langer und schwieriger Weg" sei.

Die nationalkonservative PiS-Regierung, die das Nachbarland seit 2015 führt, hat das Thema Entschädigungszahlungen immer wieder aufgebracht. Die PiS rief 2017 für das Gutachten eine Parlamentskommission ins Leben. Zudem gründete Polen ein Forschungsinstitut für Kriegsschäden.

Knapp zwei Drittel der Polen für Forderungen

Nach Angaben von Arkadiusz Mularczyk, dem Leiter der Parlamentskommission, waren an dem Gutachten 30 Experten beteiligt, darunter Historiker, Wirtschaftsfachleute und Immobiliengutachter. Der erste Band umfasst mehr als 500 Seiten und ist in neun Kapitel unterteilt - Berechnungen zu den polnischen Kriegsverlusten in den Bereichen Demografie, der wirtschaftlichen Bewertung der menschlichen Verluste sowie den materiellen Verlusten. Außerdem geht es um den Verlust von Kultur- und Kunstgütern sowie verschiedenen Arten von Finanzmitteln, Bankguthaben und Wertpapieren.

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Laut einer Umfrage von Oktober befürworten 64 Prozent der befragten Polen die Forderung nach Reparationen für die während des Zweiten Weltkriegs erlittenen Verluste ihres Landes. Die Bundesregierung in Berlin lehnt jegliche Reparationsforderungen ab. Für sie ist die Frage mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Aspekte der deutschen Einheit abgeschlossen.

Deutschland hatte Polen am 1. September 1939 überfallen - heute vor 83 Jahren. Es war der Beginn des Zweiten Weltkriegs mit mindestens 55 Millionen Toten - andere Schätzungen kommen sogar auf bis zu 80 Millionen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allein in Polen kamen nach Schätzungen bis zu 6 Millionen Menschen ums Leben.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/AFP

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