Sorge wegen russischer Drohnen Polen widerspricht Trump - und die EU bestellt russischen Botschafter ein
12.09.2025, 13:19 Uhr Artikel anhören
Polens Regierungschef Tusk (links) ist alarmiert wegen der zahlreichen russischen Drohnen.
(Foto: IMAGO/Eastnews)
Hat sich Russlands Militär nur vertan? Dies legt US-Präsident Trump nahe und versucht so, die zahlreichen Drohnen in Polens Luftraum zu erklären. Polens Regierungschef Tusk und Militärkreise weisen dies zurück. Aus der EU, Großbritannien und Deutschland kommen scharfe Reaktionen.
Polen hat der Einschätzung von US-Präsident Donald Trump widersprochen, wonach das massive Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum möglicherweise auf einem Fehler beruhte. "Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Fehler war. War er aber nicht. Und wir wissen das", schrieb Regierungschef Donald Tusk auf X.
Während eines russischen Luftangriffs auf die Ukraine in der Nacht zu Mittwoch war eine große Zahl Drohnen in den Luftraum Polens und damit der Nato geflogen. Die polnische Luftwaffe und andere Nato-Verbündete in Polen schossen erstmals einige russische Drohnen ab.
Militärkreise halten Versehen für unwahrscheinlich
Trump hatte am Donnerstag auf Nachfrage eines Reporters vor dem Weißen Haus gesagt, die Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen "könnte ein Fehler gewesen sein". Dennoch sei er "nicht glücklich" über "diese ganze Situation".
Seit seinem Amtsantritt im Januar wird Trump vorgeworfen, er zeige dem Angreifer Russland gegenüber zu viel Nachsicht und lasse sich von Kremlchef Wladimir Putin teils vorführen.
Dass es sich beim Einflug der Drohnen wirklich um ein Versehen handelt, wird nach Prüfung des Vorfalls in Militärkreisen für unwahrscheinlich gehalten. Mindestens einer der Flugroboter flog nach dpa-Informationen aus Nato-Kreisen in Richtung des Verteilzentrums für die Ukraine-Militärhilfe am polnischen Flughafen Rzeszow.
Großbritannien prescht vor
Die neue britische Außenministerin Yvette Cooper kündigte indes bei einem Besuch in Kiew neue Sanktionen gegen Russland an. Diese richten sich vor allem gegen den russischen Militär- und Energiesektor, wie das Außenministerium in einer Mitteilung bekanntgab. Großbritannien werde "nicht tatenlos zusehen", wie der russische Präsident Wladimir Putin die "barbarische Invasion der Ukraine" fortsetze, sagte die Labour-Politikerin laut Mitteilung.
Die insgesamt 100 neuen Sanktionen sind dem Außenministerium zufolge auch als Reaktion auf das Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum zu verstehen. In den letzten Wochen habe Putin erneut US-Friedensbemühungen ignoriert und "seinen Krieg intensiviert, die ukrainische Bevölkerung mit Raketen und Drohnen terrorisiert und unschuldige Zivilisten" getötet.
Die neuen Sanktionen sollen den Angaben nach den wirtschaftlichen Druck auf Russland weiter erhöhen. Sie richten sich demnach auch gegen die sogenannte russische Schattenflotte zur Umgehung von Energiesanktionen. 70 weitere Schiffe der Flotte seien sanktioniert worden.
Auch die EU reagierte auf die Drohnenflüge und bestellte die Botschafter von Russland und Belarus ein. "Wir haben unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass diese rücksichtslose Handlung eine ernsthafte Eskalation seitens Russlands darstellt", teilte ein EU-Beamter mit. Demnach waren die Botschafter beider Länder bereits am Donnerstag einbestellt worden.
Die Bundesregierung verstärkte indes ihre Unterstützung bei der Luftraumüberwachung über Polen. Diese habe bereits begonnen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Die Einsatzbereitschaft sei am Donnerstagabend hergestellt worden. Zwei Alarmrotten seien nun rund um die Uhr im Einsatz.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP/rts