Tränengas gegen Demonstranten Polizist stirbt bei Protesten im Sudan
13.01.2022, 17:53 Uhr
Seit mehreren Monaten branden im Sudan immer wieder Proteste gegen die Militärführung auf.
(Foto: AP)
Erneut demonstrieren Tausende Menschen im Sudan gegen die Militärführung. Während Sicherheitskräfte Tränengas auf Teilnehmer abfeuern, stirbt zum ersten Mal seit Beginn der Proteste vor mehr als zwei Monaten ein Polizeibeamter. Die UN versucht, eine Vermittlerrolle einzunehmen.
Wenige Tage nach dem Beginn einer UN-Vermittlungsmission im Sudan haben erneut Tausende Menschen gegen die Militärführung des Landes protestiert. Die Sicherheitskräfte gingen nach Angaben von Augenzeugen in der Hauptstadt Khartum mit Tränengas gegen die Demonstranten vor, die zum Präsidentenpalast ziehen wollten. Die Sicherheitskräfte meldeten einen getöteten Polizeibeamten.
Die Kundgebungen fanden in verschiedenen Teilen Khartums statt. Auch in der Nachbarstadt Omdurman sowie in Port Sudan im Osten des Landes gingen Demonstranten auf die Straße. Der Beamte sei "gefallen, als er seine Pflichten erfüllte und die Proteste in der Hauptstadt Khartum sicherte", hieß es in der Erklärung der Polizei auf Facebook. Nähere Details nannten die Behörden nicht. Es war das erste Todesopfer unter den Sicherheitskräften seit Beginn der Proteste vor mehr als zwei Monaten. Nach Angaben sudanesischer Ärzte wurden dabei bisher insgesamt mindestens 63 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt.
Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan hatte im Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte leiten sollen. Seitdem kommt es regelmäßig zu Massenprotesten, gegen die das Militär oft gewaltsam vorgeht.
UN versucht Vermittlung
Am Montag hatten die Vereinten Nationen eine Vermittlungsmission zwischen der Militärregierung und der Protestbewegung gestartet. Der UN-Sonderbeauftragte Volker Perthes kündigte Konsultationen mit politischen und sozialen Akteuren sowie mit Militärvertretern und zivilgesellschaftlichen Gruppen an.
Die ersten Reaktionen der wichtigsten zivilen Gruppen fielen jedoch gemischt aus. Der Gewerkschaftsverband SPA lehnte Gespräche mit den Militärs unter UN-Vermittlung vollständig ab. Andere warnten vor einer möglichen Legitimierung der Militärregierung durch derartige Beratungen.
Quelle: ntv.de, dbe/AFP