Ukraine mit Geländegewinnen Prigoschin: 'Fleischwolf' dreht sich in andere Richtung
11.05.2023, 08:33 Uhr Artikel anhörenEinen großen strategischen Vorteil bringt die Stadt Bachmut weder der Ukraine noch Russland. Der Symbolwert im Krieg ist jedoch hoch. Während Kämpfer und Munition auf russischer Seite bei den Gefechten schwinden, erzielen die ukrainischen Einheiten mit Gegenangriffen Geländegewinne.
Die von ukrainischen Truppen gehaltene Stadt Bachmut ist seit Monaten ein Schwerpunkt der Kampfhandlungen. Immer wieder meldet Russland, in weitere Bezirke oder Straßenblöcke der Stadt vorgedrungen zu sein, allerdings unter hohen Verlusten. Die Ukraine gibt sich kämpferisch, hält eisern an der Verteidigung fest. Nun zeichnet sich in der Front-Stadt offenbar eine Wende ab. Erstmals seit Monaten erzielen ukrainische Einheiten wieder größere Geländegewinne, was von russischer Seite durch den Wagner-Chef bestätigt wird.
Die bis dahin erfolgreiche russische Söldnertruppe Wagner gerät immer stärker in Bedrängnis, wie ihr Chef Jewgeni Prigoschin einräumte. Seine Kämpfer seien in akuter Gefahr, eingekesselt zu werden. "Angesichts fehlender Munition droht sich der 'Fleischwolf' nun in umgekehrter Richtung zu drehen", schrieb Prigoschin auf Telegram.
Die ukrainische Armee hat die russischen Truppen bei Bachmut nach eigenen Angaben stellenweise weit zurückgedrängt. "Wir führen dort effektive Gegenangriffe", teilte der ukrainische Heereskommandeur Olexander Syrskyj auf Telegram mit. An einigen Frontabschnitten der seit Monaten schwer umkämpften Stadt im Osten der Ukraine seien die russischen Truppen um bis zu zwei Kilometer zurückgewichen. Dabei sollen mindestens zwei Kompanien der russischen Armee aufgerieben und Gefangene gemacht worden sein.
Wegen hoher Verluste habe Wagner den Flankenschutz regulären Einheiten der russischen Armee überlassen müssen, die nach den Berichten ukrainischer Militärs deutlich zurückgedrängt wurden. Diese weniger gut ausgebildeten Einheiten seien nun geschlagen worden, sagte Syrskyj. Dass die Flanken der Russen "bröckeln" und "bereits Risse aufweisen", bemängelte auch Prigoschin.
"Keine einzige Stellung in Bachmut verloren"
Nicht nur an den Flanken meldet die Ukraine Fortschritte, auch die Verteidigung hält weiter stand. Die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Malijar versicherte am Mittwoch ihrerseits auf Telegram, dass Kiews Truppen "im Laufe des vergangenen Tages keine einzige Stellung in Bachmut verloren" hätten. Von unabhängiger Seite lassen sich die Angaben beider Seiten nicht überprüfen.
Ein russischer Rückzug aus der inzwischen völlig zerstörten Stadt wäre für Moskau zwar aus militärstrategischer Sicht keine allzu bedeutende Niederlage - symbolisch aber wohl umso mehr. Wie viele Wagner-Söldner derzeit in Bachmut kämpfen, ist nicht bekannt. Russischen Militärbloggern zufolge sollen sie in der Stadt selbst aber fast alleine im Einsatz sein und nur an den Flanken von regulären Soldaten unterstützt werden. Laut ukrainischen Angaben sind auch russische Luftlandetruppen und eine Motorschützenbrigade bei Bachmut stationiert.
Die Ukraine erwehrt sich seit über 14 Monaten einer russischen Invasion. Die von ukrainischen Truppen gehaltene Stadt Bachmut im Gebiet Donezk ist seit Monaten ein Schwerpunkt der Kampfhandlungen. Seit Wochen wird eine größere Gegenoffensive der ukrainischen Armee erwartet.
Quelle: ntv.de, mba/dpa