Ausgleich für hohe Verluste Prigoschin rekrutiert künftig Söldner in 42 Städten
10.03.2023, 16:58 Uhr
Ein Wagner-Kämpfer in Soledar. Die Stadt wurde von der Söldnergruppe nach heftigen Kämpfen erobert.
(Foto: picture alliance/dpa/DPR People's Militia)
Die Söldnergruppe Wagner ist der einzige russische Kampfverband, der derzeit in der Ukraine größere Landgewinne vorweisen kann. Die werden jedoch mit enorm hohen Verlusten bezahlt. Um die ausgleichen zu können, will ihr Chef Prigoschin Rekrutierungszentren in mehr als 40 Städten eröffnen.
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat die Eröffnung von 58 Rekrutierungszentren in Russland verkündet. "In 42 Städten der Russischen Föderation wurden Rekrutierungszentren im Auftrag von Wagner eröffnet", erklärte der Geschäftsmann im Telegram-Kanal seines Unternehmens Concord. "Neue Kämpfer kommen dort an, sie werden uns begleiten, um ihr Land und ihre Familien zu verteidigen."
Prigoschin betonte: "Trotz des kolossalen Widerstands der ukrainischen Streitkräfte werden wir vorankommen." Die Wagner-Söldner spielen unter anderem in dem schon seit Monaten dauernden Kampf um die ukrainische Stadt Bachmut eine zentrale Rolle.
Erst im Laufe der russischen Invasion der Ukraine hatte Prigoschin sich öffentlich dazu bekannt, Chef der Söldnergruppe zu sein. Der Vorwurf existiert bereits sehr lange, bis dato bestritt er diesen Umstand aber vehement. Es tauchten Videos in sozialen Medien auf, in denen Prigoschin vor russischen Häftlingen sprach, und um deren Engagement in der Wagner-Gruppe warb. Im Gegenzug versprach er ihnen Erlass ihrer Strafe. Nach Einschätzung westlicher Experten folgten Zehntausende Männer seinem Aufruf. Zwischenzeitlich wurde der Umfang der Söldnergruppe auf rund 50.000 Kämpfer geschätzt. Die Rekrutierung in Gefängnissen wurde Prigoschin allerdings untersagt. Das liegt vermutlich in Spannungen zwischen dem Wagner-Chef und der russischen Armeeführung begründet.
Söldner sollen ukrainische Stellungen überrennen
Die in Gefängnissen rekrutierten Kämpfer kommen in der Ukraine vor allem in der Region um die Städte Soledar und Bachmut zum Einsatz. Sie werden jedoch nur mangelhaft auf ihren Kampfeinsatz vorbereitet und sollen deutlich schlechter ausgerüstet sein, als es klassische Wagner-Kämpfer sind. Ihre Aufgabe bestand nach Angaben des ukrainischen Militärs darin, in Wellen auf ukrainische Stellungen zuzulaufen und diese möglichst zu überrennen. So sollten die Verteidiger der Städte ständig unter Druck gesetzt werden. Zudem sollten die Positionen der Verteidiger so aufgedeckt werden, sodass die russische Artillerie diese unter Feuer nehmen konnte.
Die Verluste unter diesen frisch rekrutierten Wagner-Kämpfern sollen besonders hoch sein. Oft wurde das Bild des "Fleischwolfs" verwendet, durch den die Kämpfer gedreht würden. Westliche Experten schätzen, dass die Hälfte von ihnen den Kriegseinsatz nicht überleben wird. Unbestätigte Schätzungen gehen davon aus, dass bereits rund 30.000 Kämpfer der Gruppe getötet oder verletzt wurden. Bereits Anfang Januar sprach ein US-Geheimdienstvertreter von 4100 Toten und rund 10.000 verletzten Wagner-Kämpfern. Seither hat die Intensität der Kämpfe noch deutlich zugenommen.
Quelle: ntv.de, als/AFP