Politik

Moskaus Antwort auf "Charlie Hebdo" Putin-Fans geben Satireblatt heraus

Das Original an einem Kiosk in Paris: Die Moskauer Version von Satire zielt auf die "Vorgängen in der Ukraine".

Das Original an einem Kiosk in Paris: Die Moskauer Version von Satire zielt auf die "Vorgängen in der Ukraine".

(Foto: REUTERS)

Unter den Augen der Staatsmacht drücken Aktivisten in Moskau Passanten eine neue Satirezeitung in die Hände: Das kostenlose Wochenblatt eifert angeblich dem großen französischen Vorbild nach - kennt aber offenbar nur eine Richtung.

Ist es ein Beleg für eine neue Pressefreiheit in Russland oder nur ein neues Instrument der kremltreuen Propaganda? In Moskau hat eine Gruppe von Anhängern des russischen Präsidenten Wladimir Putin eine neue satirische Wochenzeitung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die erste Ausgabe befasse sich ausschließlich mit den "Vorgängen in der Ukraine", sagte der Sprecher der Anti-Maidan-Bewegung, Waleri Saborowski. Aktivisten der Vereinigung, in der sich Mitglieder von Biker-Clubs, Kosaken, Sportler und Veteranen zusammengeschlossen haben, verteilten die erste Ausgabe des vierseitigen Gratismagazins "Scharsch i Pero" (etwa: "Karikatur und Stift") in Moskau an Passanten.

"Gigantische russophobe Kampagne"

Das Blatt versteht sich ausdrücklich als russische Antwort auf das französische Magazin "Charlie Hebdo", deren Autoren und Zeichner regelmäßig Autoritäten aller Lager und Couleur aufs Korn nehmen. Im Unterschied zu dem großen Vorbild aus Paris kann sich "Scharsch i Pero" offenbar auch nicht auf seine journalistische Unabhängigkeit berufen. Wer Produktion, Druck und Vertrieb des "Magazins" finanziert, blieb zunächst unklar. Das Blatt wird kostenlos verteilt. "Charlie Hebdo" dagegen stützt sich auf Einnahmen aus dem Kioskverkauf und aus dem Vertrieb an Abonnenten.

Obwohl es in der Praxis kaum Parallelen gibt, muss die französische Satirezeitung mit ihrem Namen für das deutlich inhaltsärmere Pendant aus Moskau herhalten. "In der Ukraine und im Westen läuft eine gigantische russophobe Kampagne", begründete der Künstler Michail Serebryakow seine Mitarbeit an "Scharsch i Pero". "Deshalb haben wir uns zusammengesetzt, um unsere Antwort zu geben. Die Cartoons und Gedichte richten sich demnach allesamt gegen den Westen.

"Es ist nicht unser Fehler"

Eine Karikatur zum Beispiel zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel neben US-Präsident Barack Obama, dem britischen Premierminister David Cameron und Kanadas Regierungschef Stephen Harper. Die Politiker halten sich Augen und Mund zu: "Wir im Westen haben entschieden, dass die Aggression nur von Moskau ausgeht. Wir haben unsere Augen und Münder geschlossen, es ist nicht unser Fehler." Eine andere Karikatur nimmt den Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, aufs Korn.

In der kommenden Ausgaben der Satirezeitschrift wollen sich die Macher mit der russischen Opposition befassen. Saborowski schloss zwar nicht aus, dass sich die Zeichner künftig auch Putin widmen könnten. "Aber es gibt Grenzen", betonte er. Diese Aussage wiederum würde ein echter Satiriker wohl erst recht als Steilvorlage auffassen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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