Politik

Elektronische Kontrolle Putin setzt russische Wähler unter Druck

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Kremlchef Putin ist in Russland seit mehr als 24 Jahren an der Macht. Kurz vor der Wahl hat er große soziale Versprechen gemacht.

Kremlchef Putin ist in Russland seit mehr als 24 Jahren an der Macht. Kurz vor der Wahl hat er große soziale Versprechen gemacht.

(Foto: picture alliance/dpa/POOL)

Putin will sich bei der Präsidentenwahl im Amt bestätigen lassen. Weil es überzeugend aussehen soll, braucht der Kremlchef eine rege Wahlbeteiligung. Beobachter beklagen einen hohen Druck auf eine bestimmte Wählerschaft. Per Handy-Kontrolle könne herausgefunden werden, ob sie abstimmt.

Die unabhängige russische Wahlbeobachterorganisation Golos befürchtet einen wachsenden Druck auf Wähler und Wählerinnen zur Teilnahme an der Präsidentenwahl am 17. März. Vor allem durch die Stimmabgabe von Menschen, die vom Staat abhängig sind, solle die Wahlbeteiligung hochgetrieben werden, schrieb die Organisation auf ihrem Telegram-Kanal. Dies betreffe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Behörden und anderen staatlichen Einrichtungen, die Belegschaft staatlicher Unternehmen oder großer kremlnaher Firmen.

Als einen Beleg nannte Golos ein System zur elektronischen Kontrolle der Stimmabgabe, das angeblich von der Kremlpartei Geeintes Russland in ihren Gliederungen verbreitet werde. Dabei erhielten Wähler auf ihr Handy eine SMS mit einem Link, um die Wahlteilnahme zu bestätigen.

Dieser Link funktioniere aber nur, wenn die Standortbestimmung des Telefons eingeschaltet sei und das Gerät direkt im Wahllokal genutzt werde. Die Wahlbeobachter stuften diese Art der Datensammlung als Verletzung des Wahlgeheimnisses ein.

Kremlchef Wladimir Putin ist seit mehr als 24 Jahren an der Macht und möchte sich am 17. März für weitere sechs Jahre als Präsident bestätigen lassen. Dabei ist der Rahmen so gesteckt, dass nur ein Wahlsieg herauskommen kann. Ernsthafte Gegenkandidaten gibt es nicht. Die russischen Behörden setzen alles daran, die Wahl als überzeugende Volksabstimmung darzustellen. Die Nichtteilnahme ist dabei für Wähler eine der wenigen Möglichkeiten, sich dem System zu entziehen und Unzufriedenheit auszudrücken.

Gegner wollen Zeichen des Protests setzen

Nach Berichten des exilrussischen Internetportals "Meduza" werden Mitglieder von Geeintes Russland angehalten, mindestens zehn andere Menschen zur Wahl zu bringen. Angestellte von Staatsunternehmen sollen drei Menschen mitbringen.

Kremlgegner haben dazu aufgerufen, als Zeichen des Protests am Wahltag genau um 12 Uhr zur Wahl zu gehen. An den erwarteten Schlangen vor den Wahllokalen werde sich ablesen lassen, wie hoch die Unzufriedenheit tatsächlich sei.

Diese Aktion wird auch von Julia Nawalnaja unterstützt, der Witwe des im Februar in russischer Haft gestorbenen Regimekritikers Alexej Nawalny. Die russische Justiz übt seit Langem Druck auf Golos aus, um die Arbeit der Wahlbeobachter zu behindern.

Quelle: ntv.de, gut/dpa

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