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Nachschub, Ausbildung, Reparatur Ramstein-Gruppe rüstet Kiew für Panzerschlacht

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Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow findet das Ramstein-Treffen "ergiebig".

Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow findet das Ramstein-Treffen "ergiebig".

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

In Ramstein verständigen sich die Unterstützer Kiews auf die nächsten Schritte im Krieg gegen Russland: Statt Kampfjets zu liefern, will man die Luftverteidigung der Ukraine massiv stärken. Auch bei der Ausrüstung mit Kampfpanzern gibt es Bewegung.

Die wichtigste Hilfe für die Ukraine besteht zurzeit nach Angaben des ranghöchsten US-Generals Mark Milley in der Lieferung von Luftverteidigungssystemen. "Entscheidend ist Luftverteidigung, Luftverteidigung, Luftverteidigung", sagte Milley nach dem Treffen der westlichen Verteidigungsminister auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland. Damit könne die Ukraine die Infrastruktur, die Bevölkerung und die Truppen an der Front schützen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte zuvor die Entsendung einer "Patriot"-Luftabwehreinheit mit hundert Raketen in die Ukraine bestätigt. Milley bremste zugleich Forderungen der Ukraine nach westlichen Kampfjets. Die Ausbildung der Piloten würde lange dauern und Russland verfüge über eine erhebliche Anzahl an Kampfjets. Deshalb sei es wesentlich schneller, die Ukraine gegen Angriffe aus der Luft zu verteidigen. Dies sei sehr effektiv, sodass Russland kaum noch Kampfflugzeuge einsetze, weil diese abgeschossen werden könnten.

Gut ein Jahr nach Gründung der sogenannten Ramstein-Gruppe zur militärischen Unterstützung der Ukraine betonte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, dass man zusammen Waffen für die Bildung von neun gepanzerten Brigaden in die Ukraine geschickt habe. Allein der Wert der US-Lieferungen betrage bisher 35 Milliarden Dollar. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von einem "Krieg der Logistik", bei dem es darauf ankomme, dass die gelieferten Waffensysteme einsatzbereit blieben. "Wir brauchen Munition, Ersatzteile und Sprit", mahnte er.

Deutschland, Polen und die Ukraine haben deshalb nach Angaben von Pistorius den Aufbau eines Reparatur-Zentrums für Leopard-Panzer vereinbart. Geplant sei die Reparatur der in der Ukraine eingesetzten Leopard-A4 und -A6-Panzer in Polen. Die Kosten von 150 bis 200 Millionen Euro jährlich werde man "fair" auf die Partnerländer verteilen. Vor Kurzem hatte die Firma Rheinmetall den Aufbau eines Logistik-Zentrums für Leopard-Panzer in Rumänien angekündigt.

Ausbildung an Abrams- und Leopard-Panzern startet

Am Samstag werde zudem die Ausbildung von ukrainischen Soldaten an Leopard-1-A5-Panzern beginnen, sagte Pistorius. Deutschland, die Niederlande und Dänemark wollten ab Jahresmitte 80 dieser Kampfpanzer an die Ukraine liefern. "Wir haben Wort gehalten mit allem, was wir gesagt haben", sagte Pistorius. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, dass in der Slowakei ein weiterer Schwerpunkt für die Wartung anderer von Deutschland gelieferter Waffensysteme nun arbeitsfähig sei.

General Milley kündigte an, dass in den nächsten Wochen amerikanische Abrams-Panzer nach Deutschland geschickt würden, damit ukrainische Soldaten daran ausgebildet werden können. Es handele sich aber zunächst um Trainings-Panzer. Er äußerte sich zuversichtlich, dass Abrams-Kampfpanzer bei den Kämpfen "einen Unterschied" machen würden. Wann die Kampfpanzer dann geliefert würden, sagte er nicht. Die US-Regierung hatte der Entsendung an die Ukraine nur zugestimmt, nachdem die Bundesregierung ihrerseits zugesagt hatte, Leopard-Panzer zu liefern. Der ebenfalls in Ramstein anwesende ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow nannte die Gespräche zu Beginn des Treffens bei Twitter "ergiebig".

USA rechnen mit baldigem NATO-Beitritt Schwedens

US-Verteidigungsminister Austin bekräftigte bei dem Treffen zudem, dass er mit dem baldigen NATO-Beitritt Schwedens rechne. "Ich möchte anmerken, dass Finnland, das seit Langem an dieser Kontaktgruppe teilnimmt, heute als neuer NATO-Partner anwesend ist. Ich erwarte, dass Schweden bald folgen wird", sagte Austin.

Trotz der Querelen um den NATO-Beitritt Schwedens gehen die USA von einer Aufnahme des Landes noch bis zum Gipfel des Bündnisses in Vilnius im Sommer aus. Das hatte Austin am Mittwoch bei dem schwedischen Marinehafen Muskö deutlich gemacht. Man ermuntere die Verbündeten Türkei und Ungarn, Schwedens Beitritt so schnell wie möglich zu ratifizieren.

Unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Schweden im Mai 2022 parallel mit Finnland die Mitgliedschaft in der NATO beantragt. Finnland war nach Zustimmung aller NATO-Mitglieder offiziell Mitglied geworden, Schweden fehlen dagegen weiterhin die Ratifizierungen aus der Türkei und aus Ungarn. Die türkische Führung wirft Schweden nach wie vor mangelnden Einsatz gegen "Terrororganisationen" vor - dabei geht es ihr vor allem um die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Ungarn wiederum stößt sich an schwedischen Aussagen zu Rechtsstaatlichkeit und Korruption.

Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa

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