Russland droht mit "Säuberungen" Rebellen verstärken Offensive in Aleppo
03.11.2016, 16:44 Uhr
Rebellenkämpfer in Ost-Aleppo.
(Foto: REUTERS)
Die Bevölkerung der syrischen Stadt Aleppo gerät immer mehr zwischen die Fronten. Rebellen versuchen, die Belagerung des Ostteils zu durchbrechen und beschießen den Westteil. Russland verschärft den Druck ebenfalls.
Rebelleneinheiten haben in Aleppo ihre Offensive ausgeweitet, um die Belagerung des von ihnen kontrollierten Ostteils der syrischen Stadt zu durchbrechen. Dabei sind nach Angaben von Beobachtern und der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana mehrere Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden. Während die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien von mindestens 14 getöteten Zivilisten und mehr als 100 weiteren Verletzten berichtete, sprach Sana von zwölf Toten und mehr als 200 Verletzten.
Die Rebellen hatten nach eigenen Angaben die zweite Phase der Offensive begonnen. Dabei hätten auch drei Selbstmordattentäter Autobomben gezündet, berichteten die Beobachter. Seit rund einer Woche versuchen Rebellen sowohl aus dem belagerten Ostteil heraus, wie auch von Westen kommend, den Belagerungsring der syrischen Truppen um Ost-Aleppo zu durchbrechen. Ein Sprecher der Oppositionsgruppe Nureddin al-Sinki berichtete von heftigen Straßenkämpfen in westlichen Stadtvierteln. Die staatliche Nachrichtenagentur sprach zudem von schwerem Granatenbeschuss mehrerer Viertel im Westen der Metropole durch "Terroristen".
Wie verhält sich Russland?
Aleppo ist geteilt: Der Osten wird von Rebellen kontrolliert, der Westen vom syrischen Regime. Syrien und sein Verbündeter Russland hatten für Freitag eine zehnstündige Feuerpause angekündigt. Zuvor rief das russische Militär bewaffnete Kämpfer und Zivilisten aber dringend zum Verlassen der Stadt auf. Es seien eine halbe Million Flugblätter abgeworfen worden, um über die Korridore aus dem eingekesselten Ostteil Aleppos zu informieren, sagte Generalleutnant Sergej Rudskoi in Moskau.
Unklar ist, ob Russland mit Ablauf der Feuerpause seine Luftangriffe in Aleppo wieder aufnehmen will. Wenn die Opposition bis dahin die Stadt nicht verlassen habe, könnten "Säuberungen gegen Terroristen" beginnen, sagte der russische Abgeordnete und Verteidigungspolitiker Franz Klinzewitsch.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kritisierte indes Russland. Die kurzzeitige Waffenruhe sei bei weitem nicht genug, sagte der SPD-Politiker. "Weder ist es ausreichend Zeit, um Kranke und Schwerverletzte zu evakuieren noch um die ausbleibende humanitäre Versorgung für die Bewohner Aleppos auf den Weg zu bringen", hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums.
Aleppo ist die am heftigsten umkämpfte Stadt im syrischen Bürgerkrieg. In den von Rebellen kontrollierten Vierteln im Osten sollen nach Schätzungen der Vereinten Nationen zwischen 250.000 und 300.000 Menschen eingeschlossen sein.
Quelle: ntv.de, wne/dpa