Mehrere Waffen legal besessen "Reichsbürger"-Gruppe hatte Bundeswehr-Munition
16.12.2022, 17:40 Uhr
Ein Mitarbeiter der Spurensicherung bei der "Reichsbürger"-Razzia in Berlin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Was hatte die Gruppierung um Heinrich XIII. Prinz Reuß für ihre Umsturzpläne im Besitz? Neben Munition aus dem Bundeswehrbestand stießen die Ermittler laut einem Bericht auf zehn illegale, aber auch auf weit mehr legale Schusswaffen. Auch ein Einblick in die innere Organisation wurde entdeckt.
Nach der Razzia gegen die mutmaßliche "Reichsbürger"-Terrorgruppe gibt es mehr Details über die sichergestellten Waffen. So hat die Polizei auch Munition aus Beständen der Bundeswehr entdeckt, wie der "Spiegel" berichtet. Es handelt sich dabei um etwas mehr als 100 Patronen, die aus zwei Losnummern stammen. Losnummern sind industrielle Nummern der Fertigungstranche. Es geht um Gewehrmunition im Kaliber 5,56 mm und Gefechtsmunition, also um scharfe Munition.
Laut einem Schreiben des Bundesinnenministeriums an den Innenausschuss des Bundestags, auf den sich der "Spiegel" bezieht, wurden dazu mindestens zehn illegale Schusswaffen entdeckt. Die Zahl könnte sich noch erhöhen: Weitere Waffen würden derzeit noch kriminaltechnisch untersucht, heißt es in dem Papier.
Neben illegalen Waffen verfügten die insgesamt 54 Beschuldigten aus dem Milieu der "Reichsbürger" und "Querdenker" über 94 legale Waffen. So ist es dem Schreiben des Innenministeriums zufolge im Nationalen Waffenregister hinterlegt. 63 dieser legalen Schusswaffen gehörten einem Waffenhändler, der zu den Beschuldigten gehört.
Schweigen oder Todesstrafe?
Aber nicht nur Waffen kamen bei den Durchsuchungen ans Licht. Das Magazin berichtet auch von einem Organigramm einer geplanten neuen "Reichsregierung" sowie rund 120 Dokumenten, in denen sich mutmaßliche Anhänger der Gruppierung zu strengster Verschwiegenheit verpflichten. Als Sanktion gegen Verstöße drohte den Betroffenen laut den Ermittlern sogar die Todesstrafe.
In der vergangenen Woche hatte der Generalbundesanwalt bei einer Razzia in Deutschland, Österreich und Italien 25 mutmaßliche Mitglieder und Helfer der Terrorgruppe festnehmen lassen. Kopf der Truppe sollen Heinrich XIII. Prinz Reuß und der ehemalige Elitesoldat Rüdiger von Pescatore sein. Bei der Großaktion waren etwa 5000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz, rund 2000 mehr als zunächst angegeben, heißt es im Bericht weiter.
Laut Innenministerium haben die Sicherheitsbehörden in den vergangenen Jahren mindestens 1050 "Reichsbürgern" die Schusswaffen abgenommen. Allerdings verfügten zuletzt noch etwa 500 Männer und Frauen aus diesem Milieu legal über Waffen, heißt es in dem Schreiben an den Innenausschuss.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa