Mord im Istanbuler Konsulat Riad will Khashoggi-Verdächtige hinrichten
15.11.2018, 12:13 Uhr
Wie genau Jamal Khashoggi zu Tode kam, ist immer noch nicht endgültig geklärt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach massivem internationalen Druck gibt Saudi-Arabien die Tötung des regimekritischen Journalisten Khashoggi zu. Mehrere Mitglieder eines angeblichen Killer-Kommandos werden festgenommen. Einigen von ihnen droht nun die Todesstrafe.
Die Staatsanwaltschaft in Saudi-Arabien hat die Todesstrafe für fünf Verdächtige wegen der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat des Königreichs gefordert. Es seien insgesamt elf Männer angeklagt, als Drahtzieher gelte der ehemalige Vizechef des Geheimdienstes, Ahmed al-Asiri. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Riad sagte, Khashoggi sei im Konsulat von den Tätern betäubt, getötet und zerteilt worden. Die Körperteile seien dann an einen Agenten außerhalb des Konsulatsgeländes übergeben worden.
Der "Washington Post"-Kolumnist galt als Kritiker des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Er hatte am 2. Oktober das Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul betreten, um Dokumente für die Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten abzuholen. Er tauchte nie wieder auf. Erst unter immensem internationalen Druck gab Saudi-Arabien den Tod Khashoggis zu. Riad beschuldigte hochrangige Regierungsmitarbeiter, ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung der Tat auf eigene Faust losgeschickt zu haben. Insgesamt ließ die saudische Führung 18 Verdächtige festnehmen.
Nach Darstellung Riads sollte das 15-köpfige Team Khashoggi überzeugen, mit ihnen nach Saudi-Arabien auszureisen. Die Situation sei eskaliert und dem im Exil lebenden Kolumnisten sei eine Injektion verabreicht worden, an der er starb. Sein Körper sei zerstückelt und aus dem Konsulat gebracht worden.
Nach Angaben der türkischen Justiz wurde Khashoggi kurz nach Betreten des Konsulats erwürgt, seine Leiche wurde zerstückelt und entsorgt. Türkische Ermittler gehen davon aus, dass der Befehl für die Tötung Khashoggis aus höchsten Regierungskreisen kam.
Bolton glaubt nicht an Kronprinz-Theorie
Die Türkei stellte unter anderem Audioaufnahmen aus dem saudischen Konsulat westlichen Geheimdiensten zur Verfügung. Demnach soll ein Mitglied des Kommandos, das Khashoggi umgebracht habe, kurz nach der Tat Anfang Oktober einem Vorgesetzten am Telefon gesagt haben, er möge "seinem Chef" Bescheid geben, schrieb die "New York Times". Amerikanische Geheimdienstmitarbeiter glaubten, dass mit dem "Chef" der Kronprinz gemeint sei, auch wenn dieser nicht namentlich genannt werde.
Diese Interpretation wies US-Sicherheitsberater John Bolton allerdings wenig später zurück. Aus den Tonaufzeichnungen ergebe sich keine Spur zu bin Salman. Bolton sagte Reportern in Singapur am Dienstag, er habe das Tonband nicht selbst gehört, "aber nach Einschätzung derjenigen, die es gehört haben", gebe es keine Verbindungen zwischen dem Killerkommando im Konsulat in Istanbul und dem Königshaus in Saudi-Arabien.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP