Politik

Heikel vor Regierungswechsel Rom streitet um Mussolini-Bilder in Ministerien

Mussolini Dux: Der Obelisk vor dem Olympiastadion in Rom   huldigt bis heute dem faschistischen Führer.

Mussolini Dux: Der Obelisk vor dem Olympiastadion in Rom huldigt bis heute dem faschistischen Führer.

(Foto: REUTERS)

Die künftige italienische Regierung dürfte so weit rechts stehen wie keine andere seit dem Zweiten Weltkrieg. So ist es kein Zufall, dass Ministerien in Rom mit Porträts von Mussolini in ihrer Ahnengalerie hadern. Abhängen oder hängen lassen, lautet die Frage.

Fotos des faschistischen Diktators Benito Mussolini in einem Regierungsgebäude in Rom haben in Italien für Aufsehen und Empörung gesorgt. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (Mise) hatte in seinem Hauptsitz, dem Palazzo Piacentini, Bilder aller bisherigen Ressortchefs seit 90 Jahren aufgehängt. Der ehemalige Minister Pierluigi Bersani beschwerte sich bei Twitter darüber, neben Mussolini an einer Wand abgebildet zu sein und forderte das Mise auf, sein Foto zu entfernen.

Das Ministerium antwortete laut Nachrichtenagentur Ansa und Adnkronos prompt, dass Mussolinis Foto abgehängt werde, um Kontroversen zu vermeiden. Die waren damit aber erst recht in Gang gekommen. Das Ministerium verwies nämlich in seiner Mitteilung darauf, dass auch im Palazzo Chigi - dem Sitz des Ministerpräsidenten - ein Foto Mussolinis in der Ahnengalerie der Regierungschefs hänge.

Der größte Gewerkschaftsbund des Landes (CGIL) nannte den Vorfall "schwerwiegend" und "erbärmlich". Der rechte Senatsvorsitzende Ignazio La Russa, der selbst eine Statue des "Duce" neben weiteren faschistischen Erinnerungsstücken in seinem Wohnzimmer stehen hat, beschwerte sich dagegen über die Kritik und fragte: "Machen wir jetzt auch Cancel Culture?" Er erinnerte daran, dass auch im Verteidigungsministerium ein Bild Mussolinis hänge, und dass auf einem Obelisken vor dem Olympiastadion in Rom noch heute groß die Aufschrift "Mussolini Dux" ("Mussolini Führer") steht.

100. Jahrestag des Marschs auf Rom

Das Thema ist in Italien aktuell heikel. Einerseits jährt sich in der nächsten Woche zum 100. Mal der sogenannte Marsch auf Rom und die Machtergreifung der Faschisten unter Mussolini am 27. Oktober 1922. Andererseits steht das Land nach dem Wahlsieg von Giorgia Meloni und deren Partei Fratelli d'Italia unmittelbar davor, eine Regierung zu bekommen, die so rechts wird wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Noch in dieser Woche dürfte Meloni den Auftrag zur Bildung eines Kabinetts bekommen und kurz danach vereidigt werden.

In früheren Äußerungen hatte Meloni Mussolini als "guten Politiker" bezeichnet. Mit Blick auf die faschistische Vergangenheit Italiens begann sie andere Töne anzuschlagen. In ihrer Partei gebe es "keinen Platz für Nostalgiker des Faschismus, für Rassismus und Antisemitismus", erklärte die ultrarechte Politikerin im Oktober 2021.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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