Ukraine vermutet "Probeangriffe" Russen melden Gebietsgewinne in Region Luhansk
21.04.2022, 16:06 Uhr
Ein Mehrfachraketenwerfer der russischen Armee in der Ukraine.
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry)
Die russischen Streitkräfte kommen in der Region Luhansk langsam voran. Mehrere umkämpfte Ortschaften sollen sich nun in der Hand Moskaus befinden. Derweil geht die Regierung in Kiew davon aus, dass es sich bei den russischen Vorstößen noch nicht um die erwartete große Offensive handelt.
Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die ostukrainische Kleinstadt Kreminna in der Region Luhansk eingenommen, die zuvor von der ukrainischen Armee schwer befestigt worden war. "Durch schneidiges und aufeinander abgestimmtes Handeln der Sturmtruppen ist es gelungen, schwere Zerstörungen von Objekten der städtischen Infrastruktur zu vermeiden", teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit. Von unabhängiger Seite konnte die Meldung nicht überprüft werden. Allerdings hatte es in den Tagen zuvor auch schon von ukrainischer Seite Berichte gegeben, dass Kreminna gefallen sei.
Russische Angriffe gab es offenbar auch in anderen Gegenden der Ostukraine. "In Sjewjerodonezk ist nicht ein einziges heiles Proviantlager übrig geblieben", teilte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, auf Facebook mit. Auch die Städte Rubischne und Popasna seien mittlerweile "teilweise" in russischer Hand. Rubischne liegt etwa 14 Kilometer südöstlich von Kreminna. Laut Hajdaj sind damit 80 Prozent des Gebietes Luhansk unter russischer Kontrolle. Zu Beginn des Krieges am 24. Februar hatten die prorussischen Separatisten der selbsternannten "Volksrepublik" Luhansk rund 30 Prozent der Region unter ihrer Kontrolle.
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste rücken Moskaus Truppen derzeit auch in Richtung Kramatorsk in der Region Donezk vor. Die Stadt leide unter anhaltenden Raketenangriffen, heißt es in einem Lagebericht des britischen Verteidigungsministeriums. Russland versuche, mit zahlreichen Luftangriffen die ukrainischen Verteidigungssysteme zu zerstören. Erst gestern meldete die Ukraine die Abwehr eines russischen Vorstoßes auf die nördlich von Kramatorsk gelegene Stadt Slowjansk. Anscheinend sollen durch die Eroberung der Stadt ukrainische Verbände weiter östlich abgeschnitten werden.
Trotz der Vorstöße hat die erwartete russische Großoffensive nach Ansicht der Ukraine noch nicht begonnen. Am Dienstagmorgen hätten zwar Angriffe entlang der gesamten Frontlinie auf dem Territorium der Gebiete Donezk, Luhansk und Charkiw begonnen, sagte der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates, Olexij Danilow, in einem Radiointerview. Es sei aber wahrscheinlich, dass es sich dabei erst um "Probeangriffe" handle.
Wann die sogenannte große Offensive beginne, sei nur eine Frage der Zeit, sagte Danilow weiter. Moskau könne in den nächsten zwei bis vier Wochen immer noch neue Ressourcen und Reserven in großen Mengen aufbauen. Zuvor hatte bereits das US-Verteidigungsministerium erklärt, es sehe die aktuellen russischen Angriffe nur als Vorzeichen einer größeren Offensive Moskaus.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa