Schlacht um HuljajpoleRussen stürmen Kommandoposten - Ukraine äußert sich

Ein im Netz verbreitetes Video soll russische Soldaten in einem ukrainischen Kommandoposten in der umkämpften Stadt Huljajpole zeigen. Kiew prüft den Vorfall. Unterdessen spricht ein ukrainischer Offizier von Nachlässigkeiten und kritisiert Einheiten der Territorialverteidigung.
Das ukrainische Militär hat sich zu der angeblichen Erstürmung eines Kommandopostens durch russische Soldaten in der umkämpften Stadt Huljajpole geäußert. "Die zuständigen Behörden untersuchen den Vorfall derzeit umfassend, um Ursachen und Umstände zu klären und festzustellen, ob sich das Geschehen tatsächlich so ereignet hat", sagte ein Militärsprecher dem Portal Ukrainska Prawda zufolge. Auf Grundlage der Ermittlungen werde das Handeln aller beteiligten Personen bewertet. "Nichts und niemand wird vertuscht."
Vor wenigen Tagen tauchte im Netz ein Video auf, das drei russische Soldaten in einem verlassenen Gefechtsstand in Huljajpole zeigen soll. Zu sehen sind offenbar zurückgelassene Computer, Dokumente, ein entsperrtes Mobiltelefon sowie Fahnen und Embleme der 102. Brigade der ukrainischen Territorialverteidigung.
Der Ukrainska Prawda zufolge soll das Video bereits am 18. Dezember entstanden sein. Der öffentlich-rechtliche Sender Suspilne berichtet, dass es sich um einen Bataillonsgefechtsstand der 106. Brigade der Territorialverteidigung gehandelt habe. Nach Angaben eines Insiders stand das Bataillon zum Zeitpunkt des Vorfalls unter dem Kommando der 102. Brigade.
Laut dem Befehlshaber des 1. Sturmregiments, Dmytro Filatow, wurde der Kommandoposten aufgrund von Panik unter dem Personal und Nachlässigkeit der verantwortlichen Kommandeure kampflos aufgegeben. Gegenüber Suspilne sprach er von einem "bedauerlichen Vorfall". Eine Gruppe von drei russischen Soldaten habe Lärm mit einem Generator erzeugt und anschließend angegriffen. "Anstatt sich zu wehren und einen würdigen Kampf zu liefern, wurde der Kommandoposten verlassen", sagte Filatow. "Die dort vorhandenen Geräte und Datenträger wurden nicht zerstört."
Filatow betonte, dass die drei russischen Soldaten allein und ohne Unterstützung durch Drohnen oder Artillerie agiert hätten. "Sie handeln eigenständig mit dem Ziel, Panik zu verbreiten, was ihnen auch gelungen ist." Aktuell seien weiterhin russische Infiltrationsgruppen in Huljajpole aktiv. Filatow plädierte für den Einsatz von Sturmtruppen, um die Russen aus der Stadt zu vertreiben. Die Territorialbrigaden seien dafür nicht ausreichend ausgerüstet und ausgebildet. "Selbst bei voller Personalstärke sind sie dazu nicht in der Lage", sagte er.
Huljajpole in der Region Saporischschja liegt rund 100 Kilometer südwestlich von Pokrowsk und ist seit 2022 eine Frontstadt. Im Zuge der russischen Herbstoffensive verzeichneten Moskaus Truppen in dem Gebiet nennenswerte Geländegewinne. Mittlerweile attackieren Putins Truppen die Stadt von Osten und Süden. Aufgrund der sich zuspitzenden Lage entsandte Kiew zuletzt die 92. Sturmbrigade, das 1. Sturmregiment sowie das 225. Sturmregiment an den Frontabschnitt bei Huljajpole.