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51 Dollar für Ukraine gespendet Russische Anklage fordert 15 Jahre Haft für US-Amerikanerin

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Ksenia Khavana sitzt im Käfig der Angeklagten in einem Gericht in Jekaterinburg. Hier wurde auch der US-Journalist Evan Gershkovich verurteilt.

Ksenia Khavana sitzt im Käfig der Angeklagten in einem Gericht in Jekaterinburg. Hier wurde auch der US-Journalist Evan Gershkovich verurteilt.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Gegen eine amerikanisch-russische Staatsbürgerin läuft in Jekaterinburg ein Prozess wegen Hochverrats. Die Staatsanwaltschaft wirft der jungen Frau vor, das ukrainische Militär mit umgerechnet 47 Euro unterstützt zu haben. Dafür soll die Doppelstaatsbürgerin nun für 15 Jahre in Russland in Haft.

Die russische Staatsanwaltschaft fordert einem staatlichen Medienbericht zufolge 15 Jahre Haft für eine russisch-amerikanische Frau wegen des Vorwurfs des Hochverrats. Ksenia Khavana war im Februar in Jekaterinburg festgenommen worden. Ihr wurde vorgeworfen, Geld für das ukrainische Militär gesammelt zu haben. Bei einem Prozess hinter verschlossenen Türen habe sie sich am Mittwoch der Vorwürfe schuldig bekannt, berichten Medien. Die Nachrichtenagentur Interfax meldet heute unter Berufung auf Khavanas Anwalt Michail Muschalow, dass die Staatsanwaltschaft die 15-jährige Haftstrafe beantragt habe.

Khavana stammt aus Jekaterinburg und soll US-Staatsbürgerin geworden sein, nachdem sie einen Amerikaner heiratete und nach Los Angeles zog. Sie war nach Russland gekommen, um Familienangehörige zu besuchen. Der Inlandsgeheimdienst FSB wirft Karelina vor, Geld für eine ukrainische Organisation gesammelt zu haben, die das ukrainische Militär mit Waffen, Munition und anderem Material versorgt.

Eine Aktivistengruppe teilt mit, die Vorwürfe gegen Khavana gingen auf eine Spende in Höhe von 51 Dollar (knapp 47 Euro) an eine US-Wohltätigkeitsorganisation zurück, die für die Ukraine aktiv sei. Ihr Freund bestätigte laut Medienberichten die Spende für eine ukrainische Organisation.

Russland hat nach der Entsendung von Truppen in die Ukraine im Februar 2022 Gesetze erlassen, die Kritik an seinem Einsatz dort unter Strafe stellen. Die Bedenken haben zugenommen, dass Russland US-Staatsbürger für Festnahmen ins Visier nehmen könnte.

Auch Gershkovich in Jekaterinburg verurteilt

Das Urteil gegen Khavana werde Muschalow zufolge am 15. August erwartet. Fast alle russischen Strafverfahren, die vor Gericht landen, enden mit einer Verurteilung. Vor demselben Gericht in Jekaterinburg wurde auch der Fall des "Wall Street"-Reporters Evan Gershkovich verhandelt, der im März 2023 festgenommen und im Juli wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt worden war.

Gershkovich kam schließlich Anfang August bei dem größten Gefangenenaustausch zwischen Russland und mehreren westlichen Staaten seit dem Kalten Krieg frei. Nach Angaben der US-Regierung war es entscheidend, dass Bundeskanzler Olaf Scholz der Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Wadim Krasikow aus deutscher Haft zustimmte.

Niedrige zweistellige Zahl von Deutschen in russischer Haft

Nach dem Gefangenenaustausch wurden Warnungen laut, Russland könne sich dadurch zu weiteren willkürlichen Festnahmen von Staatsbürgern westlicher Länder ermutigt fühlen, um sie als Faustpfand zu missbrauchen. Laut Auswärtigem Amt ist weiterhin eine "niedrige zweistellige Anzahl an Personen" mit deutscher Staatsbürgerschaft in russischen Gefängnissen in Haft. "Das Auswärtige Amt hat Kenntnis von einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Personen, die in Russland inhaftiert sind und auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen", zitierte der "Tagesspiegel" das deutsche Außenministerium.

UN-Experten haben sich beunruhigt über das Schicksal von bis zu 1400 noch immer in Russland inhaftierten politischen Gefangenen gezeigt. Sie seien "tief besorgt" darüber, dass noch immer zwischen 700 und 1372 politische Gefangene in Russland "aufgrund erfundener oder politisch motivierter Anschuldigungen" inhaftiert seien, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme mehrerer unabhängiger UN-Experten. Alle in Scheinprozessen verurteilten Aktivisten, Journalisten und Kriegsgegner müssten "unverzüglich" und "bedingungslos" freigelassen werden.

Quelle: ntv.de, gut/AP/AFP

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