Politik

Befestigungen in Cherson Experten sehen Schwachpunkte in Moskaus Stellungsnetz

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Das Netzwerk russischer Befestigungen in der Region Cherson.

(Foto: Institute for the Study of War)

Seit Wochen graben sich russische Truppen in der Region Cherson ein. Der Denkfabrik ISW zufolge weisen die Feldbefestigungen allerdings eine Reihe von Mängeln auf.

Anfang Oktober haben Russlands Streitkräfte damit begonnen, am Ostufer des Dnipro Verteidigungsstellungen zu errichten. Nach Ansicht der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) deuten die Bollwerke in der Region Cherson darauf hin, dass Moskau mit einer weiteren ukrainischen Gegenoffensive über den Fluss rechnet. Russlands Befestigungen weisen nach Ansicht der Analysten allerdings eine Reihe gravierender Schwachstellen auf.

Demnach zeigen Satellitenbilder, dass die Truppen des Kreml Stellungen entlang der wichtigsten Nachschubrouten priorisieren, die das Dnipro-Ufer mit der Krim sowie dem östlichen Hinterland mit dem Knotenpunkt Melitopol verbinden. Die meisten der Befestigungen befinden sich entlang der Hauptstraßen selbst und sind oft senkrecht zur Fahrbahn selbst ausgerichtet, heißt es im aktuellen Lagebericht des ISW. Nur eine Handvoll der Stellungen befinde sich in offenem Gelände. Daher würden sie eher separaten Straßensperren ähneln als Elementen einer zusammenhängenden Verteidigungslinie.

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Russische Abwehrstellung bei Velyka Blahovishchenka.

(Foto: Satellite image ©2022 Maxar Technologies. via ISW)

Die gestaffelten Verteidigungswälle bieten den russischen Streitkräften Rückzugsoptionen, falls eine Stellung fallen sollte. Allerdings seien die Positionen dafür optimiert, ukrainische Kräfte aufzuhalten, die entlang der Hauptstraßen vorrücken. Die ukrainischen Streitkräfte seien bei ihrer Gegenoffensive in der Region Charkiw aber häufig querfeldein vorgestoßen, um russische Stellungen zu umgehen und so schneller auf strategisch wichtige Verkehrsknotenpunkte wie Kupjansk und Isjum vorzurücken.

Ein weiterer Schwachpunkt laut ISW: Viele der Befestigungen erstrecken sich nicht weit genug über die Straßen hinaus, um ein optimales Schussfeld zu schaffen. Zudem seien die Flanken häufig exponiert und nur unzureichend gesichert. Viele der Stellungen würden sich zudem nicht in Unterstützungsdistanz zueinander befinden, was sie anfällig für Einkreisungen mache. Auch die vielerorts errichteten Panzersperren in Form von Drachenzähnen seien oft nicht lang genug, um zu verhindern, dass ukrainische Panzer die russischen Stellungen einfach umfahren und einkesseln.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 28. November 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, jpe

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