Explosion bei AKW Saporischschja Russischer Kraftwerksbetreiber ruft IAEA wegen Lage in Kursk an
17.08.2024, 18:50 Uhr Artikel anhören
Trügerische Idylle: das AKW Kursk
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
Ob die ukrainische Offensive in der Region Kursk auch auf die Stadt Kurtschatow und das dortige Kernkraftwerk zielt, ist nicht bekannt. Russischen Angaben zufolge ist der Meiler in Gefahr. Täglich soll es Luftalarm geben. Eine "akute" Bedrohung sieht die IAEA für das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.
Russlands staatliche Atomagentur Rosatom hat die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA über eine Verschärfung der Lage um das Kernkraftwerk Kursk und das von Moskau besetzte AKW Saporischschja informiert. Rosatom-Chef Alexej Lichatschow habe IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi in einem Telefonat zudem eingeladen, sich im Gebiet Kursk in dem AKW und in der dazugehörigen Stadt Kurtschatow selbst ein Bild von der Situation zu machen, teilte Rosatom mit. Demnach gibt es dort wegen der Gefahr ukrainischer Angriffe täglich mehrfach Luftalarm. Nach russischen Angaben wurden auf dem Kursker AKW-Gelände zuletzt auch Raketenteile gefunden. Die IAEA hatte angesichts des am 6. August begonnenen ukrainischen Vorstoßes auf das russische Gebiet Kursk vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk gewarnt.
Rosatom und das russische Verteidigungsministerium teilten zudem mit, es gebe über Informationskanäle Hinweise darauf, dass die Ukraine gegen das AKW Kursk eine Provokation vorbereite. Konkrete Einzelheiten nannten die Stellen aber nicht. Das Ministerium in Moskau drohte mit einer harten Reaktion, sollte es dazu kommen. Rosatom betonte zudem, dass es nicht nur um eine Gefahr für die beiden Kraftwerke gehe, sondern um ein Risiko für die von der IAEA aufgestellten Grundsätze der nuklearen Sicherheit. Es könne zu einem nicht wiedergutzumachenden Schaden für den Ruf der Atomenergie weltweit kommen.
Es ist unklar, ob der ukrainische Vormarsch auf das AKW Kursk zielt. Russland hatte den Schutz der Atomanlage, die etwa 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, bereits verstärkt. Zudem wurde aus dem Werk vorübergehend ein Teil der Arbeiter abgezogen, die dort an zwei neuen Reaktoren bauen.
Saporischschja stark umkämpft
Laut IAEA ist auch die Sicherheit des vom russischen Militär in der Ukraine gehaltenen Atomkraftwerks Saporischschja nach einem Angriff in der Nähe akut bedroht. In unmittelbarer Nähe der Sicherheitszone habe es eine Explosion gegeben, die nach Einschätzung von IAEA-Experten vor Ort von einer Drohne mit Sprengladung verursacht wurde, teilte die Organisation mit. "Wieder einmal sehen wir eine Eskalation der Gefahren für die nukleare Sicherheit am AKW Saporischschja", warnte IAEA-Chef Grossi. Er sei "nach wie vor äußerst besorgt" und rufe alle Seiten zur Zurückhaltung auf.
Den Beobachtern zufolge war die Umgebung des Kraftwerks in der vergangenen Woche stark umkämpft. Trotz aller Appelle zur Zurückhaltung gebe es bislang keine Anzeichen, dass die Kämpfe nachließen, hieß es. In den vergangenen Tagen wurden in der Nähe des Kraftwerks mehrfach Schäden gemeldet. "Atomkraftwerke sind widerstandsfähig gegenüber technischem oder menschlichem Versagen und auch extremen externen Einflüssen, aber sie sind nicht dafür gebaut, direkten militärischen Angriffen standzuhalten", sagte Grossi.
Das AKW Saporischschja, das Russland im Zuge seiner seit fast zweieinhalb Jahren andauernden Invasion in der Ukraine besetzt hält, ist immer wieder Ziel von Angriffen oder Sabotageakten. Moskau und Kiew geben sich dafür gegenseitig die Schuld.
Quelle: ntv.de, mbo/AP