Festnahme in Potsdam Russischer Spion in britischer Botschaft enttarnt
11.08.2021, 10:26 Uhr
Der Brite David S. arbeitete an der Botschaft in Berlin.
(Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Joko)
Ein britischer Staatsangehöriger steht im Verdacht, im Zuge seiner Botschaftstätigkeit Informationen an Russland weitergegeben zu haben. Er soll dafür auch Geld erhalten haben. Der Mann wurde in Potsdam gefasst. Die Bundesregierung äußert sich empört.
Die Bundesanwaltschaft hat einen Mitarbeiter der britischen Botschaft in Berlin festnehmen lassen, weil er einem russischen Geheimdienst gegen Geld Dokumente verschafft haben soll. Ein Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe soll nun entscheiden, ob der Brite in Untersuchungshaft kommt.
David S. steht den Behördenangaben nach wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit unter dringendem Verdacht. Spätestens seit November 2020 soll er für den Geheimdienst gearbeitet haben. Mindestens einmal habe er diesem Material übermittelt, an das er im Zuge seiner Arbeit gelangte. Wie viel Bargeld er dafür bekam, sei bisher unklar.
Das zuständige britische Innenministerium bestätigte auf Anfrage die Festnahme einer "Person, die als Ortskraft für die Regierung gearbeitet hat". Weitere Angaben machte die Behörde nicht. "Es wäre nicht angebracht, sich weiter zu äußern, da polizeiliche Ermittlungen laufen", hieß es in London.
Beamte des Bundeskriminalamtes hatten den Beschuldigten nach Angaben der Bundesanwaltschaft am Dienstag in Potsdam festgenommen. Zudem seien die Wohnung und der Arbeitsplatz des Mannes durchsucht worden. Vorausgegangen seien gemeinsame Ermittlungen deutscher und britischer Behörden.
"Nichts, was wir akzeptieren können"
Die Bundesregierung verurteilte in einer ersten Reaktion den mutmaßlichen Spionage-Fall. "Geheimdienstliches Ausspähen eines engen Bündnispartners auf deutschem Boden ist nichts, was wir akzeptieren können", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. "Die Hinweise, dass die geheimdienstliche Tätigkeit des Festgenommenen im Auftrag eines russischen Nachrichtendienstes erfolgte, nehmen wir sehr ernst."
Die weiteren Ermittlungen der Bundesanwaltschaft werde die Regierung "sehr genau verfolgen", fügte der Sprecher hinzu. Zur Frage möglicher Konsequenzen wie etwa einer Einbestellung des russischen Botschafters äußerte er sich nicht.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP