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Trotz Sanktionen Russisches Staatsmedium produziert weiter in Berlin

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In Berlin-Moabit werden nach Informationen des "Tagesspiegels" russische Propaganda-Videos produziert.

In Berlin-Moabit werden nach Informationen des "Tagesspiegels" russische Propaganda-Videos produziert.

(Foto: picture alliance / Schoening)

Von Deutschland aus dürfen Russlands Propagandasender nicht mehr berichten. Trotzdem produziert eine russische Videoagentur laut einem Medienbericht munter weiter in der deutschen Hauptstadt. Die Gräueltaten in der Ukraine kommen in den Beiträgen nicht vor.

Trotz der EU-Sanktionen gegen Russland arbeitet das russische Propagandamedium Ruptly weiter von Berlin aus. Die Videoagentur zog Ende des vergangenen Jahres in neue Räume in der Hauptstadt um und stellte weitere Mitarbeiter ein, wie der "Tagesspiegel" berichtet. Die Ruptly GmbH ist demnach im Besitz des in Moskau ansässigen Medienunternehmens TV-Novosti, zu dem auch der Sender "RT" - kurz für "Russia Today" - gehört. TV-Novosti wurde von der Europäischen Union im Dezember vergangenen Jahres auf die Sanktionsliste gesetzt. Gegen RT verhängte die EU bereits wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein Sendeverbot.

Die Zentralstelle für Sanktionsdurchsetzung wollte sich auf "Tagesspiegel"-Anfrage zu "konkreten Einzelfällen" nicht äußern. Auch das Auswärtige Amt ließ die Frage unbeantwortet, warum Ruptly weiter von Deutschland aus Propaganda betreiben darf. "Es ist ein Skandal, dass die Sanktionen in Deutschland nicht ausreichend umgesetzt werden", sagte die Politikwissenschaftlerin Susanne Spahn der Zeitung.

TV-Novosti und die ihm unterstellten Medien verbreiten kremlfreundliche Propaganda und Desinformation und unterstützen den Krieg gegen die Ukraine, wie die EU erklärte. Finanziert wird die Berichterstattung aus dem russischen Haushalt. Ruptly hat seine Zentrale dem Bericht zufolge bereits seit der Gründung 2012 in der deutschen Hauptstadt. In den Beiträgen kommen die massiven russischen Angriffe auf ukrainische Städte demnach nicht vor, im Gegensatz zu Drohnen über Moskau oder Explosionen in der russischen Stadt Belgorod.

Das Wort Krieg ist tabu

Die Wörter Krieg und Invasion dürften in Beiträgen von Ruptly nicht verwendet werden, berichtet die Zeitung. Zahlreiche Beschäftigte würden inzwischen kündigen, auch mehrere Führungskräfte. Videos aus Deutschland zeigten überproportional häufig Kundgebungen, die sich gegen die deutsche Unterstützung der Ukraine richten.

RT ist das russische Auslandsfernsehen. Bereits den Einmarsch russischer Soldaten in das Nachbarland Georgien 2008 bejubelten dessen Reporter, wie es in dem Bericht heißt. In Deutschland verbreite RT DE seit 2014 Falschinformationen und Verschwörungsmythen.

Ruptly und RT DE hatten demnach dieselbe Geschäftsführerin, Dinara Toktosunova. Auch große Medienunternehmen aus anderen Ländern wie den USA, Brasilien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch Spanien oder Deutschland hätten Videos von Ruptly gekauft, wird eine frühere Ruptly-Mitarbeiterin zitiert. Ein internationales Team produziert dem Bericht zufolge von Berlin aus Videos in mehreren Sprachen - zum Beispiel über Pegida-Demonstrationen in Sachsen.

Quelle: ntv.de, chl

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