Politik

Flucht über "humanitäre Korridore" Russland: 320 Zivilisten aus Aleppo gerettet

In Aleppo steigt seit Tagen dunkler Rauch auf: Er soll Kampfpiloten die Sicht nehmen.

In Aleppo steigt seit Tagen dunkler Rauch auf: Er soll Kampfpiloten die Sicht nehmen.

(Foto: REUTERS)

Seit Tagen fordern Assad und Moskau die in Aleppo eingeschlossenen Zivilisten auf, sich über Fluchtkorridore aus der Stadt zu retten. Nun sollen dem Appell Hunderte gefolgt sein - darunter auch Rebellenkämpfer, die sich ergeben.

Auf der Flucht vor Kämpfen in der syrischen Großstadt Aleppo haben sich nach russischer Darstellung mehr als 320 Zivilisten über Fluchtkorridore in Sicherheit gebracht. Zudem hätten sich 82 Kämpfer ergeben und würden nun einen Straferlass durch die syrische Regierung erwarten, sagte der russische Generalleutnant Sergej Rudskoj in Moskau. Inzwischen seien in der Stadt sieben solcher Korridore für humanitäre Hilfe eingerichtet worden. Die Rebellen widersprechen weiterhin dieser Darstellung.

Der russische Generalleutnant Sergej Rudskoj.

Der russische Generalleutnant Sergej Rudskoj.

(Foto: dpa)

Syrische Regierungstruppen hatten im Juli alle wichtigen Versorgungswege nach Aleppo erobert und dort bis zu 300.000 Bewohner eingekesselt. Die Stadt gilt als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuvor von heftigen Gefechten im Südwesten der Stadt berichtet, wo die Islamisten Gebiete erobert hätten. Von dort aus ist der belagerte Teil Aleppos nur wenige Kilometer entfernt.

Am vergangenen Donnerstag hatten die Streitkräfte nach eigenen Angaben die ersten Korridore geöffnet. Die Vereinten Nationen hatten Moskau aufgerufen, deren Verwaltung an UN-Experten zu übergeben. Rudskoj sagte, Russland unterstütze den Vorschlag. Der Generalleutnant ließ aber offen, was Russland und Syrien nun konkret machen wollten.

Russland: Angriff abgewehrt

Zu den Kämpfen gegen islamistische Rebellen sagte Rudskoj, die syrische Armee habe mit russischer Unterstützung einen Angriff von 5000 Kämpfern abgewehrt. Dabei seien rund 800 Extremisten getötet worden. Zuvor hatten auch Aktivisten von den Gefechten berichtet. Für die Zahlen lag zunächst keine Bestätigung vor. Die Aufständischen wollen den Ring aus Einheiten von Machthaber Baschar al-Assad durchbrechen und eine neue Nachschubroute für die eingeschlossenen Rebellen im Ostteil der Stadt freikämpfen.

Angeführt wird die Offensive, die am Sonntagabend begann, von teilweise radikalislamischen Gruppen. So handelt es sich bei Fatah al-Scham - noch vor wenigen Tagen als Al-Nusra-Front bekannt - um Dschihadisten. "Die Kämpfer von Aleppo stoßen vor und mit Gottes Willen werden wir siegen, um unsere Leute in Aleppo zu befreien", sagte ein Fatah-al-Scham-Aktivist. Auch die mächtige islamistische Miliz Ahrar al-Scham, die sich etwas pragmatischer und weniger radikal gibt, ist Teil des Bündnisses.

Aktivisten in Aleppo veröffentlichten in sozialen Netzwerken Bilder von brennenden Reifen nahe den umkämpften Gebieten. Der Rauch soll den Regime-Kampfflugzeugen die Sicht nehmen. In der Nachbarprovinz Idlib war am Montag ein russischer Militärhubschrauber abgeschossen worden - dabei starben drei Besatzungsmitglieder und zwei Offiziere, wie der Kreml mitteilte. Der Helikopter soll auf dem Rückflug aus Aleppo gewesen sein.

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP

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