Politik

Polen: "Beispielloser Angriff" Russland bezichtigt Warschau der Mythenbildung bei Drohnenvorfall

Nahe Wohyn sichert die Polizei Teile einer beschädigten Drohne, die von polnischen Behörden abgeschossen wurde.

Nahe Wohyn sichert die Polizei Teile einer beschädigten Drohne, die von polnischen Behörden abgeschossen wurde.

(Foto: dpa picture alliance/PAP/Wojtek Jargilo)

Der polnische Außenminister geht bei den in sein Land eingedrungenen Drohnen von einem absichtlichen Vorgehen des Putin-Regime aus. Moskau wirft Warschau dagegen vor, Mythen zu konstruieren, um damit zu eskalieren. Russland verweist auf eine angebliche Reichweitenbeschränkung der Drohnen.

Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben keine Angriffe in Polen beabsichtigt. Es sei nicht geplant, Objekte in Polen anzugreifen, teilte das Ministerium bei Telegram mit. Ohne die Luftraumverletzung konkret einzuräumen, erklärte sich das Militär in Moskau bereit, das Thema mit dem polnischen Verteidigungsministerium zu besprechen.

"Die maximale Reichweite der im Angriff eingesetzten russischen Drohnen, die angeblich die Grenze zu Polen überschritten haben, übersteigt 700 Kilometer nicht", hieß es weiter in der russischen Mitteilung. Allerdings hat Russland in der Vergangenheit mit Drohnen auch in der Westukraine schon Ziele attackiert, die weiter als die genannten 700 Kilometer von der Grenze entfernt liegen. Zudem ist die Reichweite russischer Drohnen nach Berichten kremlnaher Medien deutlich höher als offiziell vom Verteidigungsministerium angegeben.

"Unvorstellbar, dass das unbeabsichtigt sein könnte"

Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski geht einem absichtlichen Vorgehen Russlands aus. "Wir haben keinen Zweifel daran, dass dies nicht unbeabsichtigt war", sagte Sikorski. Es handle sich um einen "beispiellosen Angriff, nicht nur auf das Territorium Polens, sondern auch auf das Nato- und EU-Gebiet".

Sikorski verwies darauf, dass russische Drohnen bereits zuvor in den polnischen Luftraum eingedrungen seien. Diesmal sei die Lage aber anders. "Wenn das eine oder zwei Drohnen tun, kann es an einem technischen Fehler liegen", sagte Sikorski. In diesem Fall seien jedoch 19 Verletzungen des Luftraums festgestellt worden. "Es ist einfach unvorstellbar, dass das unbeabsichtigt sein könnte."

Das russische Außenministerium warf Polen vor, Mythen zu konstruieren, um im Ukraine-Konflikt zu eskalieren. Wie das Verteidigungsministerium strebe auch das russische Außenministerium eine "völlige Aufklärung des Geschehens" an. Russland wolle dazu mit Polen zusammenarbeiten.

Das EU- und Nato-Land Polen hat in der Nacht nach eigenen Angaben erstmals als Reaktion auf eine schwere Verletzung des Nato-Luftraums russische Drohnen abgeschossen. Nach EU-Angaben gibt es Anzeichen dafür, dass Moskau vorsätzlich vorgegangen sein könnte. Demnach wurden Flugobjekte, die in den polnischen Luftraum eingedrungen waren, als Drohnen vom iranischen Bautyp Shahed identifiziert.

Quelle: ntv.de, bho/dpa/AFP

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