"Geplante Medienkampagne" Russland dementiert Massaker in Butscha
03.04.2022, 19:33 Uhr
Die russischen Truppen hinterließen in Butscha ein Bild der Zerstörung.
(Foto: dpa)
Die Schuld an den Gräueltaten in der Ukraine weist Russland von sich. Das Verteidigungsministerium behauptet, die Fotos und Videos aus Butscha seien für eine Medienkampagne gefälscht worden. Damit will es den Eindruck vermitteln, ukrainische Soldaten hätten selbst auf Zivilisten geschossen.
Russland hat die Schuld für das Massaker an der Zivilbevölkerung in der ukrainischen Stadt Butscha von sich gewiesen. "In der Zeit, in der die Siedlung unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte stand, hat kein einziger Einwohner unter irgendwelchen Gewalttaten gelitten", heißt es in einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums. Alle Einwohner hätten die Möglichkeit gehabt, Butscha "in nördlicher Richtung frei zu verlassen", während der Ort von Süden aus "rund um die Uhr von ukrainischen Truppen beschossen" worden sei.
Die russischen Soldaten hätten den Kiewer Vorort bereits am vergangenen Mittwoch verlassen, hieß es weiter. Einen Tag zuvor hatte Russland angekündigt, seine militärischen Aktivitäten im Norden der Ukraine deutlich zu reduzieren.
Bilder aus Butscha hatten am Wochenende weltweit Entsetzen ausgelöst. Auf Fotos und Videos ist zu sehen, wie mitten auf der Straße die Körper toter Zivilisten liegen. Die ukrainische Seite macht dafür russische Soldaten verantwortlich, die die kleine Stadt bis vor kurzem besetzt hatten. Das russische Verteidigungsministerium hingegen sprach auf Telegram von einer "geplanten Medienkampagne" und vermittelte den Eindruck, dass die ukrainische Armee die Zivilisten durch Beschuss selbst getötet haben könnte. Belege dafür gab es nicht.
Russlands Behauptungen sind falsch
Die Behörde in Moskau deutete zudem an, dass die Aufnahmen gefälscht sein könnten - etwa weil einer der Menschen, die am Straßenrand liegen, in einer Videoaufnahme angeblich seine Hand bewegen soll. Das ist jedoch falsch. In dem entsprechenden Video ist keine Handbewegung zu sehen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge handelt es sich um Leichen, die dort liegen. Auch in weiteren Aufnahmen, die in derselben Straße unter anderem von Pressefotografen gemacht wurden, liegen die Leichen an exakt derselben Stelle.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warf der russischen Armee ein "absichtliches Massaker" in Butscha vor. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von "Völkermord". Der Westen verurteilte die russischen Gräueltaten in der Ukraine scharf. Auch die Bundesregierung zeigte sich entsetzt und kündigte härtere Sanktionen gegen Russland an. Die "Verbrechen des russischen Militärs" in Butscha müssten "schonungslos" aufgeklärt werden, forderte Kanzler Olaf Scholz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief dazu auf, die russischen Verantwortlichen für "diese Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen". US-Außenminister Antony Blinken sprach angesichts der schockierenden Aufnahmen von "einem Schlag in die Magengrube". NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte dem US-Sender CNN, eine solche "Brutalität gegen Zivilisten" sei in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen worden.
Quelle: ntv.de, chf/dpa/AFP