Politik

"Keine Optionen ausgeschlossen" Russland droht Briten nach Krim-Vorfall

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Der britische Zerstörer "HMS Defender" drang nach Darstellung Moskaus drei Kilometer weit in russische Gewässer ein.

(Foto: REUTERS)

Laut dem Bericht eines BBC-Reporters entgehen Russland und Großbritannien nur knapp einer militärischen Konfrontation von der Krim. Schuld daran trägt aus Sicht beider Länder die jeweils andere Partei. Moskau bezichtigt London zudem der Lüge - und warnt eindringlich vor weiteren "Provokationen".

Nach dem militärischen Zwischenfall vor der Krim hat Russland Großbritannien der Lüge bezichtigt und vor Provokationen gewarnt. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson erklärte dagegen, der britische Zerstörer "HMS Defender" habe sich rechtmäßig in internationalen Gewässern bewegt. Russland hatte am Mittwoch erklärt, ein britisches Kriegsschiff sei in russische Gewässer eingedrungen und habe erst nach Warnschüssen beigedreht. Großbritannien hatte dies dementiert.

"Wir glauben, dass es eine absichtliche und vorsätzliche Provokation war", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am. Sollte sich dies wiederholen und die Provokationen zu weit gehen, "können keine Optionen mit Blick auf die Verteidigung russischer Grenzen ausgeschlossen werden". Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums warf London "klare Lügen" vor. Die britische Botschafterin Deborah Bronnert wurde zu einer formellen diplomatischen Rüge einbestellt.

Auch Vize-Außenminister Sergej Rjabkow betonte gegenüber der Agentur Interfax, Russland werde seine territoriale Integrität notfalls auch militärisch verteidigen. Der Vorfall vor der Küste der Halbinsel Krim sei ein "ernster Moment" gewesen. Russland warne alle Staaten vor Grenzverletzungen und "ähnlichen provozierenden Schritten", so Rjabkow. Man könne zwar an den gesunden Menschenverstand und an die Achtung internationalen Rechts appellieren, sagte er. "Aber wenn das nicht hilft, können wir bombardieren - nicht nur auf den Kurs, sondern auch auf Ziele, wenn die Kollegen nicht verstehen."

Die Agentur Interfax hatte unter Berufung auf das Verteidigungsministerium berichtet, die "HMS Defender" sei bis zu drei Kilometer weit in russische Gewässer eingedrungen. Ein russisches Kriegsschiff habe Warnschüsse abgefeuert und ein Militärjet habe Bomben zur Warnung abgeworfen. Der Vorfall habe sich an der Krim-Küste im Schwarzen Meer ereignet. Russland hat die Halbinsel Krim 2014 von der Ukraine annektiert und betrachtet Gebiete um die Küste dort als russische Gewässer. Westliche Länder sehen die Krim indes als Teil der Ukraine und lehnen Russlands Anspruch auf die sie umgebenden Hoheitsgewässer ab.

"Das sind ukrainische Gewässer"

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Premier Johnson sagte, der wichtige Punkt sei, dass Großbritannien Russlands Annexion der Krim nicht anerkenne. "Das sind ukrainische Gewässer, und es war vollkommen richtig, sie zu nutzen, um sich von A nach B zu bewegen." Das britische Verteidigungsministerium hatte erklärt, es seien keine Schüsse in Richtung des Schiffes abgegeben und auch keine Bomben auf dessen Weg abgeworfen worden. Vielmehr gehe man davon aus, dass die russische Seite eine Waffenübung abgehalten und es eine Vorwarnung gegeben habe. Das britische Schiff sei zudem im Einklang mit dem Völkerrecht unterwegs gewesen.

Ein Reporter des britischen Senders BBC berichtete, er sei zu dem Zeitpunkt des Vorfalls an Bord der "HMS Defender" gewesen und es habe eine dramatische Lage gegeben. Mehr als 20 Flugzeuge und zwei russische Schiffe seien teils nur 100 Meter entfernt von dem britischen Schiff gewesen und es habe Vorbereitungen auf eine mögliche Konfrontation gegeben. Militärexperten erklärten, unabhängig davon, was tatsächlich passiert sei, bedeute der Zwischenfall eine Zuspitzung des Streits zwischen dem Westen und Russland über die Seewege.

Quelle: ntv.de, kst/rts/dpa

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