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"Terrorakt" gegen Nord Stream Russland fordert Unschuldsbeweis von USA

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Russland forderte auch im UN-Sicherheitsrat eine Aufklärung der Sabotage.

Russland forderte auch im UN-Sicherheitsrat eine Aufklärung der Sabotage.

(Foto: REUTERS)

Der Bericht des US-Journalisten Hersh, wonach die USA hinter der Zerstörung der Nord Stream-Pipelines stecken sollen, liefert Russland neue Munition im Propaganda-Krieg. Demonstrativ stellt sich der russische Botschafter in den USA hinter Hersh - und fordert eine unabhängige Untersuchung.

Russland fordert von den USA Beweise, dass die Vereinigten Staaten nicht hinter der Zerstörung der Nord-Stream-Gasleitungen in der Nordsee stecken. Die Regierung in Moskau betrachte die Zerstörung der Pipelines im vergangenen September "als einen Akt des internationalen Terrorismus" und werde nicht zulassen, dass dieser unter den Teppich gekehrt wird, teilt die russische Botschaft in den USA mit. Die Sabotage der Pipelines erfordere "eine umfassende und unabhängige Untersuchung".

Die offiziellen Ermittlungen zur Aufklärung der Sabotage leitet die schwedische Staatsanwaltschaft. Das reicht dem russischen Botschafter in den USA offenbar nicht. Statt mit "haltlosen Anschuldigungen" gegen Russland zu agitieren, sollten die USA ihre Unschuld beweisen, heißt es in der Erklärung weiter. Insbesondere die Tatsache, "dass nichts über die mehreren verbleibenden Sprengstoffe bekannt ist, die sich anscheinend auf dem Meeresboden befinden", sei ein Hinweis darauf, dass die Urheberschaft der Sabotage verschleiert werden soll.

Insgesamt vier Explosionen hatten im September in den Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks in der Ostsee mehrere Lecks in die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gerissen, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas. Nach Angaben Schwedens steckt Sabotage hinter dem Vorfall. Demnach wurden Sprengstoffreste nachgewiesen.

Russische Botschaft nimmt Journalist in Schutz

Laut einem Bericht des bekannten Investigativreporters Seymour Hersh sollen die USA die Gaspipelines in der Ostsee gesprengt haben. US-Marinetaucher hätten vergangenen Juni bei einer vom Weißen Haus angeordneten und von der CIA geplanten verdeckten Operation mithilfe Norwegens Sprengsätze an den Pipelines angebracht. Im September seien sie ferngezündet worden. US-Präsident Joe Biden habe verhindern wollen, dass Russland weiter Milliarden mit dem Export von Erdgas verdiene, schreibt Hersh.

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Der Gewinner des renommierten Pulitzer-Preises erntete viel Kritik für die Geschichte - vor allem, weil er sich ausschließlich auf eine einzige anonyme Quelle bezieht. Im Journalismus gilt das Zwei-Quellen-Prinzip als Voraussetzung, um eine Recherche zu veröffentlichen. Zudem enthält die Version Experten zufolge einige Widersprüche, die Hersh nicht thematisiert. Die USA hatten die Vorwürfe Hershs vehement zurückgewiesen. "Das ist völlig falsch und eine vollkommene Erfindung", erklärte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates.

Die russische Botschaft verteidigte Hersh. Das Interesse von Reportern an dessen Bericht sei "mehr als gerechtfertigt", vor allem wenn er von den US-Behörden völlig ignoriert werde. In Russland sind oppositionelle oder kremlkritische Medien in den vergangenen Jahren systematisch drangsaliert und teilweise verboten worden. Seit Beginn der Invasion auf die Ukraine herrscht de facto eine Kriegszensur.

Quelle: ntv.de, jug/AFP/rts

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