Drohnentrümmer im SchneeRussland veröffentlicht angebliche Beweise für Angriff auf Putin-Residenz

Erst bekundet der Kreml, dass es keine Beweise für einen ukrainischen Angriff auf eine Residenz von Wladimir Putin geben müsse. Einen Tag später veröffentlicht das Verteidigungsministerium mehrere Videos. Wirkliche Rückschlüsse lassen sich aus diesen aber nicht auf eine Attacke von Dutzenden Drohnen ziehen.
Russland hat nach dem angeblichen Angriff Kiews auf eine Residenz von Kremlchef Wladimir Putin erstmals mögliche Beweise präsentiert, darunter Reste einer mutmaßlich ukrainischen Drohne. "Der Terroranschlag des Kiewer Regimes war zielgerichtet, sorgfältig geplant und erfolgte in mehreren Stufen", behauptete der Chef der Luftabwehrraketentruppen der russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte, Alexander Romanenkow, in Moskau.
In einem vom Verteidigungsministerium veröffentlichten Video listete der Generalmajor unter anderem Orte, Uhrzeiten und Flugrouten einzelner Drohnen in der Nacht auf den 29. Dezember auf. Das Ministerium veröffentlichte zudem ein Video, auf dem ein Uniformierter in einem Wald und Fragmente einer angeblich ukrainischen Drohne zu sehen sind. Auf einem anderen, ebenfalls nicht überprüfbaren Video erzählt ein Mann - angeblich ein Augenzeuge - von Explosionsgeräuschen beim Abschuss der Drohnen.
Das Ganze dürfte die Reaktion auf Forderungen aus Kiew sein, Beweise vorzulegen, für den angeblichen Angriff. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Vorwürfe aus Moskau als Lüge zurückgewiesen. Er sagte, es handele sich um einen Versuch Russlands, die Friedensverhandlungen zu stören und neue Angriffe auf Regierungsgebäude in Kiew zu rechtfertigen. Am Dienstag hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow noch bekräftigt, dass es keine Beweise für einen Angriff geben muss.
ISW: Keine Hinweise kurz nach dem "Angriff"
Vieles spricht nach wie vor gegen eine Attacke von 91 Drohnen auf die Residenz. So gab es laut Institut für Kriegsstudien (ISW) keine öffentlichen Aufnahmen von entsprechenden Aktivitäten der Flugabwehr kurz nach dem Angriff. Also zum Beispiel Bilder oder Videos von Anwohnern.
Das russische Oppositionsmedium Sota schrieb zudem, dass die Einwohner der Stadt Waldai keine Flugabwehrmaßnahmen gehört hätten. Dies berichtete auch der US-Auslandssender Radio Liberty unter Verweis auf Quellen aus der Region. Zudem äußerten sich lokale Behörden nicht kurz nach dem vermeintlichen Angriff, was sonst üblich ist.
Der ukrainsche Auslandsgeheimdienst schrieb, es laufe seit Montag eine Informationsoperation, um die zwischen der Ukraine und den USA erzielten Vereinbarungen zu torpedieren. Der Kreml verbreite in russischen sozialen Netzwerken wie Vkontakte gefälschte Nachrichten im Namen angeblicher Einwohner der Stadt Waldai. Das russische Verteidigungsministerium habe zudem veröffentlichte Berichte zu registrierten Drohnen zweimal angepasst, um sie mit den Erzählungen des Kremls in Einklang zu bringen, so der Auslandsgeheimdienst.
Die Zeitung "Le Monde" berichtete am Dienstag, dass eine Quelle aus dem Umfeld des französischen Präsidenten Emmanuel Macron erklärt habe, es gebe "keine stichhaltigen Beweise". Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas schrieb in einem Beitrag auf X am Mittwoch: "Die Behauptung Russlands, die Ukraine habe kürzlich wichtige Regierungsstandorte in Russland angegriffen, ist eine bewusste Ablenkungsmaßnahme. Moskau will damit die tatsächlichen Fortschritte der Ukraine und ihrer westlichen Partner auf dem Weg zum Frieden untergraben."