Politik

Vormundschaft gelockert Saudi-Arabien gibt Frauen mehr Reisefreiheit

Erst der Führerschein, nun der Reisepass: Saudi-Arabien lockert die strikten Vormundschaftsregeln für Frauen ein weiteres Mal.

Erst der Führerschein, nun der Reisepass: Saudi-Arabien lockert die strikten Vormundschaftsregeln für Frauen ein weiteres Mal.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Saudi-Arabien haben Frauen lebenslang den rechtlichen Status von Minderjährigen. Die Vormundschaft üben Väter, Brüder und Ehemänner aus. Nun beschließt das Königreich eine Liberalisierung: Reisepässe sollen Frauen künftig ohne männliche Erlaubnis bekommen. Kritiker fürchten: Reine Kosmetik.

Saudi-Arabien will die strikten Reise-Regeln für Frauen lockern. Frauen sollen künftig ohne die Erlaubnis eines Mannes Reisepässe erhalten und ins Ausland reisen dürfen, berichtete die staatliche Zeitung "Umm Al-Kura" unter Berufung auf einen Regierungsbeschluss. Die neuen Regeln sollen Medienberichten zufolge für alle Frauen über 21 Jahren gelten.

In dem erzkonservativen Königreich benötigen Frauen bislang für Reisen, ein Studium oder die Ausübung bestimmter Berufe die Zustimmung ihres Mannes, Vaters, Bruders oder eines anderen männlichen Verwandten. Dieses Vormundschaftssystem sorgt dafür, dass Frauen ihr ganzes Leben lang den rechtlichen Status einer Minderjährigen haben. International wird das scharf kritisiert, auch in Saudi-Arabien selbst regt sich zunehmend Widerstand.

Seit einigen Jahren beginnt Saudi-Arabien unter Kronprinz Mohammed bin Salman, die sehr strikten Regeln für Frauen zu lockern. So dürfen Frauen seit Juni 2018 Auto fahren. Dieser Schritt war überfällig, denn bis dahin war Saudi-Arabien das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht selbst fahren durften. Frauen wurde inzwischen auch gestattet, Fußballspielen beizuwohnen oder Berufe zu ergreifen, die bis dahin Männern vorbehalten waren.

Diese Liberalisierung hat zwar das Leben vieler Frauen verbessert. Von einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist das muslimische Land aber weit entfernt. Kritiker sprechen von lediglich kosmetischen Reformen. Sie fordern, das Vormundschaftssystem komplett abzuschaffen, während der saudische Kronprinz bin Salman sich gern als weltoffener Reformer darstellt. Doch spätestens seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul im vergangenen Jahr ist sein Ruf international schwer beschädigt. Auch Reformschritte wie die jetzt beschlossenen Reiseerleichterungen dürften die Kritik an Menschenrechtsverletzungen in dem Königreich nicht mehr besänftigen.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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