Stattdessen Kontakte mit Iran Saudi-Arabien stoppt Annäherung an Israel
13.10.2023, 21:34 Uhr Artikel anhören
Redet jetzt lieber mit dem Iran: Kronprinz Salman legt die Gespräche mit Israel auf Eis.
(Foto: picture alliance/dpa/Saudi Press Agency)
Gleich nach den blutigen Hamas-Angriffen auf Israel gibt es Mutmaßungen, die Islamisten wollten eine Normalisierung der Beziehungen des Landes mit Saudi-Arabien torpedieren. Möglicherweise ist ihnen das gelungen. Statt mit Tel Aviv spricht Kronprinz Salman nun mit dem eigentlichen Feind - Iran.
Die geplante Annäherung von Saudi-Arabien und Israel ist Insidern zufolge angesichts der Eskalation des Konflikts im Nahen Osten zunächst gestoppt. Saudi-Arabien lege das von den USA unterstützte Vorhaben zur Normalisierung der Beziehungen der beiden Länder auf Eis, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Gespräche könnten vorerst nicht fortgesetzt werden und die Frage der israelischen Zugeständnisse an die Palästinenser müsse bei einer Wiederaufnahme der Gespräche eine größere Priorität haben, hieß es weiter. Die USA haben der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas bereits vorgeworfen, mit ihrem Großangriff auf Israel auch eine Annäherung von Israel und Saudi-Arabien torpedieren zu wollen.
Die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas habe Saudi-Arabien auch dazu veranlasst, mit dem Erzrivalen Iran wieder in Kontakt zu treten, hieß es weiter. Kronprinz Mohammed bin Salman habe ein erstes Telefonat mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi geführt. Eine von China vermittelte Initiative hatte die Golf-Rivalen im April zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen veranlasst. In einer saudischen Erklärung hieß es, der Kronprinz habe Raisi mitgeteilt, dass das Königreich alle Anstrengungen unternehme, um mit allen internationalen und regionalen Parteien in Kontakt zu treten, um die anhaltende Eskalation zu stoppen. Zudem versuche Riad, die Krise einzudämmen.
Riad besteht auf palästinensischen Staat
Die bisherigen Feinde Saudi-Arabien und Israel waren zuletzt aufeinander zugegangen. Saudi-Arabien pocht bislang auf die Gründung eines palästinensischen Staates. Teile von Israels Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnen dies jedoch ab. Zudem hat die rechtsnationale und ultrareligiöse Regierung in den vergangenen Monaten einen härteren Kurs bei Razzien in den Palästinenser-Gebieten vor allem im Westjordanland eingeschlagen.
Saudi-Arabien hatte die Beziehungen zum Iran 2016 gekappt, nachdem seine Botschaft in Teheran während eines Streits zwischen den beiden Ländern über die Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien gestürmt worden war. Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten, Saudi-Arabien beansprucht diese Rolle für Sunniten, beide konkurrieren um die Vorherrschaft in der Region. Iran und Saudi-Arabien unterstützen unterschiedliche Seiten in Konflikten, die die Region seit Jahren belasten, allen voran die Bürgerkriege in Jemen und Syrien. Auch hat Saudi-Arabien den Iran wegen dessen Atomprogramm stets scharf kritisiert.
Quelle: ntv.de, mau/rts