Neuer Rekord möglichSchäuble will auch 2021 wieder kandidieren

Bundestagspräsident Schäuble denkt offenbar ernsthaft über eine weitere Legislaturperiode im Deutschen Bundestag nach. Das soll er Parteifreunden gesagt haben. Eine Überraschung dürfte der Schritt für die CDU nicht sein.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble will laut Nachrichtenportal "The Pioneer" im kommenden Jahr erneut zur Bundestagswahl antreten. Das habe der 77-jährige CDU-Politiker im Beisein einiger weniger Parteifreunde erklärt, berichtete das Portal unter Berufung auf nicht näher genannte Gesprächspartner. Sollte der frühere Unionsfraktionschef, Bundesinnen- und -finanzminister sowie Parteivorsitzende erneut in den Bundestag gewählt werden, könnte Schäuble 2022 mit 50 Jahren Zugehörigkeit zum Parlament einen Rekord aufstellen.
Es gibt zwar noch keine offizielle Nominierung, aber für die CDU käme eine erneute Bewerbung Schäubles nicht unerwartet. In der Partei hieß es, wenn Schäuble wieder antreten sollte, dürfte er viel Zustimmung erhalten. Schäuble, der bei einem Attentat im Oktober 1990 durch Revolverschüsse schwer verletzt wurde und seither an den Rollstuhl gebunden ist, sei eine Autorität. Es sei im Grunde immer klar gewesen, dass ihn nur gesundheitliche oder familiäre Gründe von einer Kandidatur abhalten könnten.
Schäuble fühle sich fit
Schäuble wurde 1972 erstmals in den Bundestag gewählt. Er vertritt dort den baden-württembergischen Wahlkreis Offenburg. Schäuble hat seit 1972 immer das Direktmandat gewonnen - zuletzt 2017 mit 48,1 Prozent. Eine Sprecherin des Bundestages erklärte auf Nachfrage: "Zu der Frage, ob er bei der Bundestagswahl 2021 antritt, wird sich Herr Schäuble zu gegebener Zeit und nach Abstimmung mit den Parteigremien seines Wahlkreises äußern."
Das Portal berichtete indessen, der CDU-Politiker fühle sich gesundheitlich fit für eine weitere Legislaturperiode. Das Amt des Parlamentspräsidenten bereite ihm zudem Freude. Einen Hinweis darauf, dass Schäuble fit ist und Lust am Weitermachen und Mitmischen hat, könnten seine öffentlichen Auftritte in den vergangenen Wochen geben. So lobte Schäuble Mitte Juli in einem gemeinsamen Interview mit Jens Spahn in der "Zeit" dessen "Willen zur Macht", während Spahn im Gegenzug sagte: "Ich schätze Schäubles Rat."
Merkel sägte Schäuble 1999 ab
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der Wirtschafts- und Finanzexperte Friedrich Merz sowie der Außenpolitiker Norbert Röttgen kandidieren um den CDU-Vorsitz, über den Anfang Dezember ein Parteitag in Stuttgart entscheiden soll. Spahn tritt im Tandem mit Laschet an. Mit dem Ausgang der Wahl ist unmittelbar auch die Frage der künftigen Kanzlerkandidatur der Union verbunden. Spahn war unter Schäuble Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Die Beziehung der beiden sind den Angaben zufolge sehr gut. Das hinderte Schäuble allerdings nicht, sich bei der letzten Wahl zum CDU-Vorsitz 2018 hinter Friedrich Merz zu stellen, gegen die damalige Favoritin von Kanzlerin Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer, und zum Ärger Spahns.
Schäuble wollte Ende der 1990er-Jahre selbst Helmut Kohl als Kanzler nachfolgen. Doch war er damals in den Strudel der Spendenaffäre um Kohl geraten. Schäuble trat im Februar 2000 als Partei- und Fraktionschef zurück. Mit dazu beigetragen haben mag letztlich auch ein legendärer Gastbeitrag der damaligen Generalsekretärin Merkel für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom Dezember 1999, der im Grunde gegen Kohl gerichtet war, aber wohl auch Schäuble traf. Merkel rief darin die Partei auf, sich vom Patriarchen zu lösen. Die Partei müsse laufen lernen und eigene Wege gehen.