Bahngipfel im Frühjahr geplant Scheuer gegen Reservierungspflicht im ICE
09.01.2020, 05:18 Uhr
Verkehrsminister Scheuer lässt sich vom Bahnvorstand den neuen ICE 4 zeigen.
(Foto: imago/Christian Thiel)
Die Deutsche Bahn wird selten mit Lob überschüttet, doch nun kommt das sogar vom Verkehrsminister: Pünktlicher, besser, zuverlässiger findet Scheuer den Staatskonzern und kündigt fürs Frühjahr einen Bahngipfel an. Statt einer Reservierungspflicht in ICE will der Minister lieber mehr Züge aufs Gleis bringen.
Trotz zunehmend voller Züge hat sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gegen eine Reservierungspflicht in ICE ausgesprochen. "Die Bahn lebt von der Flexibilität. Und sie ist mit dem Flugverkehr auch nicht vergleichbar", sagte der CSU-Minister dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Wir wollen eine echte Bürgerbahn. Da wäre eine Reservierungspflicht das falsche Signal." Anders als etwa in französischen TGV sind in deutschen Fernverkehrszügen auch spontane Reisen ohne langen Vorlauf möglich. Der Minister erläuterte, seine Antwort auf den Ansturm sei mehr Angebot und mehr Kapazität auf der Schiene: "Und das passiert gerade. Im Augenblick bekommt die Deutsche Bahn alle drei Wochen einen nagelneuen ICE-4-Zug."
Zum Frühjahr kündigte der Verkehrsminister einen Bahngipfel an und nahm zugleich den Staatskonzern gegen verbreitete Schelte in Schutz. "Jeder zerrt immer an der Bahn. Und jeder glaubt, sie kritisieren zu können. Es gibt aber zu wenige, die eine Vorstellung davon haben, wie das System Bahn konkret verbessert werden kann", sagte Scheuer den RND-Zeitungen weiter. "Ich werde in diesem Frühjahr zu einem Spitzengespräch einladen, um mit allen politisch Verantwortlichen, auch mit der Opposition und den Verbänden, über die Ausrichtung des Konzerns zu reden." Es gehe um Grundsatzfragen: "Danach werden wir weitere Entscheidungen treffen."
Scheuer sagte, die jüngsten Entwicklungen im Tagesgeschäft seien positiv. "Die Bahn wird pünktlicher, der Service besser und das WLAN zuverlässiger", so der CSU-Politiker. Auf seinen Vorschlag hin seien Bahntickets im Fernverkehr nun 10 Prozent günstiger. Jetzt müssten die nächsten Schritte gegangen werden. "Indem wir das Schienennetz digitalisieren, können wir mehr als zehn Prozent zusätzliche Kapazität schaffen, ohne auch nur einen Kilometer neue Gleise bauen zu müssen", sagte Scheuer. "Beim Güterverkehr muss die Deutsche Bahn noch deutlich besser werden." Mit der früheren Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe BVG, Sigrid Nikutta, als neuem Vorstandsmitglied sei die Trendumkehr zu schaffen.
Quelle: ntv.de, mau