Politik

Keine Aussprache im Kreisverband Schlammschlacht in Berlins CDU entschieden

Wellmann (r.) und Heilmann lieferten sich einen schmutzigen Wahlkampf - am Ende setzte sich Heilmann durch.

Wellmann (r.) und Heilmann lieferten sich einen schmutzigen Wahlkampf - am Ende setzte sich Heilmann durch.

(Foto: dpa)

Karl-Georg Wellmann oder Thomas Heilmann? Die Wahl des Bundestagskandidaten in einem Berliner Kreisverband geriet zum Eklat mit gegenseitigen Vorwürfen. Nun steht der Kandidat fest. Über das Thema gesprochen wird aber nicht.

In der von Betrugsvorwürfen überschatteten Bundestagskandidatenkür des Berliner CDU-Kreisverbandes Steglitz-Zehlendorf hat sich Herausforderer Thomas Heilmann durchgesetzt. Bei der Wahl siegte der frühere Justizsenator deutlich mit 378 zu 252 Stimmen gegen den Bundestagsabgeordneten Karl-Georg Wellmann. Zuvor hatten die stimmberechtigten Mitglieder gegen eine offene Aussprache votiert, in der die Betrugsvorwürfe mutmaßlich zum Thema gemacht worden wären.

Heilmann kam auf 56 Prozent der gültigen Stimmen. Unter den 682 gültigen Stimmen waren zehn Enthaltungen. 41 CDU-Mitglieder lehnten beide Kandidaten ab. Die Abstimmung fand in einer Turnhalle im Stadtteil Dahlem statt. Neben rund 700 stimmberechtigten Kreisverbandsmitgliedern kamen auch zahlreiche Gäste. Insgesamt zählt der Kreisverband in dem überwiegend bürgerlichen Bezirk etwa 2200 Mitglieder.

Wellmann verließ die Parteiveranstaltung noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses. In einer Mitteilung an Journalisten erklärte er seinen Rückzug aus der Politik. Er wolle in seinen Anwaltsberuf zurückkehren. "Unabhängig davon werde ich die Bemühungen um die juristische Aufklärung des Sachverhaltes weiter vorantreiben, denn die Wahrheit muss ans Licht", fügte er hinzu.

Heilmann nahm die Wahl unter Applaus - aber auch deutlichen Buhrufen des gegnerischen Lagers - an. "Das war schon starker Tobak, den man da verkraften musste", sagte Heilmann über die Betrugsvorwürfe. In der Woche vor der Kandidatenkür war ein CDU-interner Untersuchungsbericht öffentlich geworden, der Wellmann und seine Mitarbeiter eines Manipulationsversuches bezichtigt.

"Sehr, sehr hässlicher" Vorgang

Demnach soll der erstmals 2005 in den Bundestag gewählte Wellmann versucht haben, eine Mitgliederbefragung zu manipulieren. Bei der Befragung, ob künftig die Verbandsmitglieder anstelle von Delegierten den Bundestagskandidaten bestimmen sollen, waren im Dezember rund 350 gefälschte Abstimmungsbögen entdeckt worden.

Wellmann bestritt, für den Betrugsversuch verantwortlich zu sein. "Wer manipuliert hat, ist Herr Heilmann", sagte Wellmann. Demnach handelt es sich um eine Intrige des Kreisverbandsvorsitzenden Heilmann, um Wellmann das Bundestagsmandat abzujagen. Dagegen vermuten die Autoren des Untersuchungsberichts, dass Wellmann eine für ihn vermeintlich ungünstigere Kandidatenkür durch die Mitglieder hatte verhindern wollen.

Die Landesvorsitzende Monika Grütters hatte die Schlammschlacht in dem südwestlichen Berliner Verband als "sehr, sehr hässlichen" Vorgang bezeichnet. Medienberichten zufolge soll der Landesverband beide Kandidaten zum Verzicht auf ihre Kandidatur aufgefordert haben.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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