Russlands Bomber auf Flughafen? Schlechtes Licht fällt auf Fraport-Beteiligung
19.07.2023, 21:43 Uhr Artikel anhören
Ist der Flughafen nun "direkt in kriegerische Ereignisse verwickelt"?
(Foto: picture alliance / dpa)
Fraport hält seit Jahren eine beträchtliche Beteiligung am Sankt Petersburger Flughafen Pulkowo und will sich auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nicht davon trennen - außer der Flughafen wird direkt in den Krieg verwickelt. Eine Recherche legt dies nun nahe.
Der Sankt Petersburger Flughafen Pulkowo wird nach einer Recherche von "Süddeutsche Zeitung", WDR und NDR von Russland auch militärisch genutzt. Die Medien berufen sich auf Auswertungen von Satellitenaufnahmen, die ihnen vorliegen. Damit dürften Frankfurts teilstaatlicher Flughafenbetreiber Fraport und die hessische Landesregierung weiter unter Druck geraten, heißt es. Fraport steht bereits seit längerem in der Kritik, weil das Unternehmen trotz der Sanktionen nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine weiter an seiner Beteiligung am Flughafen Pulkowo festhält.
Fraport hält der SZ zufolge seit Jahren eine 25-prozentige Beteiligung am Sankt Petersburger Flughafen. Das Frankfurter Unternehmen wiederum gehört zu 30 Prozent dem Land Hessen. Hessens Finanzminister Michael Boddenberg von der CDU, zugleich Aufsichtsratschef von Fraport, hatte einen Rückzug aus dem Unternehmen in Sankt Petersburg bislang abgelehnt. Am 4. Mai 2022 sagte er, ein Rückzug der Beteiligung an dem russischen Flughafen sei nur möglich, wenn der "Flughafen direkt in kriegerische Ereignisse verwickelt wäre". Dann wäre "Force Majeure", höhere Gewalt, im Spiel - Fraport müsste seine vertraglichen Pflichten in Pulkowo nicht weiter erfüllen.
War Pulkowo logistische Stütze für Wagner in der Ukraine?
Den Recherchen von SZ, WDR und NDR zufolge sind seitdem mehrmals Militärmaschinen in Pulkowo gestartet und gelandet, darunter mindestens ein Tu-22M3-Bomber, mit US-Sanktionen belegte Transportmaschinen der Söldnertruppe Wagner und ein Langstreckenbomber. Ob die Flugzeuge für den Krieg gegen die Ukraine oder für andere Operationen eingesetzt wurden, lässt sich anhand der Satellitenaufnahmen nicht zweifelsfrei belegen.
Für die Opposition geraten Regierung und Konzern nun in Erklärungsnot. "Minister Boddenberg muss sich fragen lassen, wie viele Indizien die schwarz-grüne Landesregierung noch braucht, um der Beteiligung am Flughafen Pulkowo ein Ende zu setzen", sagt die hessische FDP-Politikerin Marion Schardt-Sauer. Und fragt, warum die Landesregierung im Frühjahr 2022 nicht selber Satellitenbilder angefordert habe, um sich "über die tatsächliche Nutzung des Flughafens zu informieren".
Fraport antwortet auf Anfrage, dass dem Konzern nicht bekannt sei, dass die Flughafenbetriebsgesellschaft Militärflüge im Zusammenhang mit den laufenden Kriegshandlungen abwickle. Unmittelbar aus dem Projekt auszusteigen, sei nicht möglich. Pulkowo sei ein Flughafen der zivilen Luftfahrt. Grundsätzlich gelte jedoch, dass jeder zivile Flughafen weltweit im Sonderfall auch militärisch genutzt werden könnte, so der Konzern.
Quelle: ntv.de, mpe