Politik

Kommt Aberkennung zuvor Schröder gibt Ehrenbürgerwürde in Hannover zurück

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Trotz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hält Gerhard Schröder an seinen Verbindungen nach Russland fest. Die Stadt Hannover möchte dem Gas-Lobbyisten deshalb die Ehrenbürgerwürde entziehen. Diesem Schritt kommt der Altkanzler nun offenbar zuvor.

Es sind nur wenige Zeilen, die Gerhard Schröder in schwarzer Schrift auf weißem Papier maschinell verfasst und händisch unterschrieben hat. Gerichtet sind sie an Belit Onay, den Oberbürgermeister der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. "Ich verzichte unwiderruflich auf die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover", schreibt der frühere Bundeskanzler und heutige Gas-Lobbyist in dem Brief, den er selbst im Karrierenetzwerk Linkedin öffentlich gemacht hat.

Schröders Post bei Linkedin.

Schröders Post bei Linkedin.

(Foto: Screenshot via Linkedin/Gerhard-Schroeder)

"Ihr Schreiben vom 11. März 2022 habe ich erhalten", antwortet Schröder darin augenscheinlich auf eine Nachricht von Onay. "Danach soll der Rat der Stadt Hannover mir die Ehrenbürgerwürde entziehen." Diesem Schritt scheint Schröder nun zuvorkommen zu wollen, indem er diese Auszeichnung zurückgibt. Inhaltlich möchte sich der langjährige Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin und Aufsichtsratschef des staatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft dagegen offenkundig nicht: "Zu den mir mitgeteilten Inhalten werde ich nicht Stellung nehmen."

Erst vor wenigen Tagen war Schröder überraschend und ohne offiziellen Auftrag nach Moskau gereist. Über die Termine, Gesprächspartner und -inhalte ist bislang so gut wie nichts nach außen gedrungen oder gar bestätigt worden, von einem kuriosen Foto seiner Ehefrau Soyeon Schröder-Kim einmal abgesehen. Sie teilte auf Instagram ein Bild von sich in mutmaßlich betender Pose vor einem Fenster, durch das der Kreml in Moskau zu sehen ist. Einfluss auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine scheint Schröder jedoch nicht genommen zu haben, zumindest geht die von Putin befohlene Militäroffensive unbeirrt weiter.

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Schröder steht seit Kriegsbeginn heftigst in der Kritik. Nicht nur wegen seiner Nähe zu Putin und seinen zahlreichen Posten - neben Rosneft ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG und wurde auch bei Gazprom für den Aufsichtsrat nominiert -, die ihm den Spitznamen "Gas-Gerd" einbrachten. Sondern vor allem, weil er trotz des russischen Angriffs gegen sein souveränes, demokratisch geführtes Nachbarland an all diesen Verbindungen nach Russland festhält. Das ist auch der Grund, weshalb der Stadtrat in Hannover Schröder die Ehrenbürgerwürde entziehen möchte.

Jüngst hatten Borussia Dortmund und der Deutsche Fußball-Bund dem in der öffentlichen Gunst deutlich gesunkenen Schröder die Ehrenmitgliedschaften aberkannt. Aus Kreisen der Bundesregierung von Olaf Scholz war im Zuge der Altkanzler-Reise nach Russland wiederholt zu hören, der Gas-Lobbyist sei kein geeigneter Vermittler. In der SPD brodelt noch immer die Debatte über einen Parteiausschluss des 77-Jährigen, der 1998 und 2002 zwei Bundestagswahlen gewann, 2005 allerdings als Regierungschef von Angela Merkel abgelöst wurde. Noch im selben Jahr begann er seine Tätigkeit für die spätere Nord Stream AG.

Quelle: ntv.de, tsi

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