Politik

Irritierende Mission Traf Gerhard Schröder auch Abramowitsch?

Bislang deutet nichts darauf hin, dass seine Reise irgendwas gebracht hätte: Gerhard Schröder.

Bislang deutet nichts darauf hin, dass seine Reise irgendwas gebracht hätte: Gerhard Schröder.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Moskau-Reise von Gerhard Schröder wirft nach wie vor viele Fragen auf. Zuvorderst diese: Was sollte das Ganze überhaupt? Wen hat der Altkanzler alles getroffen? Und was hat es gebracht? Nun werden neue Details kolportiert. Schlauer wird man daraus allerdings auch nicht.

Die (Selbst-)Demontage von Gerhard Schröder dauert nun bereits seit Wochen an. Nicht nur die SPD ist meilenweit auf Distanz zu ihrem ehemaligen Vorsitzenden gegangen. Auch die Mitarbeiter des Altkanzlers haben hingeschmissen, weil dieser sich nach wie vor nicht öffentlich von seinem Kreml-Kumpel Wladimir Putin lossagen will. Von den ganzen Ehrentiteln, die dem 77-Jährigen mittlerweile aberkannt wurden, mal ganz zu schweigen.

Umso größer war das Erstaunen, als Schröder am vergangenen Mittwoch plötzlich auf eigene Faust und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Moskau aufbrach. Viele Spekulationen umwehten die Reise. War es seine Idee oder wurde er darum gebeten? Was wusste die Bundesregierung? Würde er Putin treffen - und wen noch? Und natürlich vor allem: Was würde er erreichen?

Altkanzler-Gattin Soyeon Schröder-Kim tat ihr Übriges, um die Aktion noch einmal ebenso mythisch wie peinlich aufzuladen. Auf ihrer Instagram-Seite postete sie ein Bild von sich mit betenden Händen, den Kreml im Hintergrund. Aufgenommen wurde der Schnappschuss in einem Luxushotel, während das Sterben in der Ukraine unvermindert weiterging.

"Keine Informationen"

Dennoch hatte manch einer womöglich die Hoffnung, er möge dem einstigen "Basta"-Kanzler doch noch einmal gelingen: der eine geniale Coup, der den Geschehnissen eine entscheidende Wendung gibt. Schließlich soll Schröder einer der wenigen Menschen sein, die vielleicht noch einen direkten Zugang zu Putin haben und auf ihn einwirken können. Doch je mehr über den angeblichen Verlauf der Altkanzler-Reise durchsickert, umso mehr scheint sich auch diese als Rohrkrepierer zu entpuppen.

Denn was auch knapp eine Woche nach dem Besuch als Ergebnis feststeht, ist ... nahezu nichts. Der Krieg in der Ukraine geht weiter. Das Sterben geht weiter. Das Flüchtlingsdrama geht weiter. Die russische Propaganda geht weiter. Und Schröders Tantiemen von Gazprom und Rosneft fließen weiter.

So wie die Bundesregierung und seine Partei nicht in die Reise-Pläne des Altkanzlers eingeweiht waren, so wissen sie nach eigenen Angaben auch nichts über den Verlauf von Schröders Abstecher. Das machte SPD-Chefin Saskia Esken zuletzt noch einmal am Montagabend in der ARD-Sendung "Hart aber fair" deutlich: "Ich habe keine Informationen über die Reise von Herrn Schröder und auch nicht über die Rückkehr."

Treffen in der Luxus-Suite

Was bislang überhaupt über Schröders Ausflug an den Roten Platz bekannt ist, beruht im Wesentlichen auf Informationen, über die die "Bild"-Zeitung verfügen will. Demnach sprach der Altkanzler am Donnerstag mehrere Stunden persönlich mit Putin. Am Freitag habe er noch einen der engsten Berater des russischen Präsidenten getroffen, ehe er und seine Frau am Samstag wieder in den Flieger Richtung Istanbul gestiegen seien, hieß es bereits am Wochenende. In der Türkei sei es dann auch noch zum Treffen mit einer ukrainischen Delegation gekommen.

Roman Abramowitsch soll zu Schröders Gesprächspartnern gehört haben.

Roman Abramowitsch soll zu Schröders Gesprächspartnern gehört haben.

(Foto: picture alliance / Anthony Anex/KEYSTONE/dpa)

Inzwischen soll Schröder wieder zu Hause in Hannover sein. Und noch immer erfährt die Öffentlichkeit und anscheinend auch die Bundesregierung nichts über den Ausgang seiner Reise. Stattdessen sickern nun via "Bild"-Zeitung weitere angebliche Details durch. Demnach kam Schröder in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in seiner Nobel-Absteige auch noch zu einem Geheimtreffen mit Top-Oligarch Roman Abramowitsch zusammen. Ja, eben jener Abramowitsch, dem bis vor Kurzem noch der englische Fußballklub FC Chelsea gehörte - und der inzwischen einen Spitzenplatz auf der Liste westlicher Sanktionen gegen Putin-Freunde besitzt.

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Abramowitsch habe, so heißt es, das Hotel durch einen Nebeneingang betreten. In Schröders Luxus-Suite habe dann ein mehrstündiges Gespräch stattgefunden. Und von noch einer weiteren Unterredung des Altkanzlers in Moskau will die "Bild"-Zeitung erfahren haben. Demnach traf Schröder auch den russischen Chefunterhändler bei den Verhandlungen mit der Ukraine, Ex-Kulturminister Wladimir Medinski.

Das war es dann aber auch schon an Informationen. Was Gegenstand der Gespräche war und was bei ihnen herausgekommen ist, erfahren wir noch immer nicht. Wer weiß, ob wir es jemals erfahren werden. Was wir allerdings sicher wissen: Während wir spekulieren und Schröder schweigt, wird in der Ukraine weiter gestorben.

Quelle: ntv.de, vpr

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