Politik

Nur Verantwortung wegen Schoah? Schuster kritisiert eindimensionale deutsche Haltung zu Israel

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Die Reise von Bundespräsident Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bas nach Israel lobt Schuster ausdrücklich.

Die Reise von Bundespräsident Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bas nach Israel lobt Schuster ausdrücklich.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Es sei durchaus möglich, fest an Israels Seite zu stehen und gleichzeitig dessen Regierung zu kritisieren, erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden. Im Allgemeinen sieht Schuster die deutsche Haltung gegenüber Israel aber kritisch - und nennt als Beispiele insbesondere intellektuelle Milieus.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat Zweifel an der Belastbarkeit der westlichen Solidarität mit Israel und dem Judentum bekundet. Zwar sei die Bedeutung von Politikerreisen nach Israel wie die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas "kaum hoch genug einzuschätzen", schrieb der mitreisende Schuster in einem Beitrag für den "Spiegel". Aber die deutsche Enthaltung bei der UN-Resolution für eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen trübe das Bild.

Zudem kritisiert der langjährige Zentralrats-Präsident, der Hamas-Terror werde im Westen "gerade an jenen Orten, die sich für besonders zivilisiert halten - den Universitäten, den Theaterhäusern, ja auch den Redaktionsstuben, einigen Regierungssitzen und bürgerlichen Milieus - relativiert".

Es sei durchaus möglich, fest an Israels Seite zu stehen und gleichzeitig dessen Regierung zu kritisieren, schrieb Schuster weiter. "Was häufig bleibt, ist eine Verkürzung der deutschen Haltung auf eine besondere Verantwortung gegenüber dem jüdischen Staat wegen der Schoah. (...) Aber darin darf sich die Solidarität mit Israel doch nicht erschöpfen." Denn: "Vielmehr gilt es, an der Seite Israels zu stehen, auch weil das Land dem unseren in Herrschaftssystem und Gesellschaftsform so gleicht wie kein anderes in der Region" - bei der Freiheit des Einzelnen, der Liberalität und dem absoluten Vorrang der Würde des Menschen. In vielem - Emanzipation, Innovationskraft, Ausgleich von Moderne und Tradition, Verteidigungsbereitschaft - sei Israel "sogar den einen oder anderen Schritt voraus".

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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