Politik

"Nicht noch mal mit der SPD!" Schwarz-Grün würde für die CDU sehr teuer

Dunkle Wolken über Kloster Banz - der Stimmung tat das keinen Abbruch.

Dunkle Wolken über Kloster Banz - der Stimmung tat das keinen Abbruch.

(Foto: dpa)

Die CSU grillte in Kloster Banz gemütlich mit der Bundeskanzlerin. Alle waren gut drauf. Doch mit wem wird die Union Deutschland nach der Bundestagswahl regieren? Alle Optionen sind schwierig.

Der Regen trocknete gerade auf dem Kopfsteinpflaster, als die CSU-Kandidaten das imposante Kloster Banz verließen, um in Taxis den Berg herunterzufahren. Während der zweitägigen Klausurtagung hatten immer wieder dunkle Wolken über dem oberfränkischen Kloster gehangen. Aber nur das Wetter machte Kapriolen. Die Stimmung der CSU in Banz war sehr gut - so gut, dass sich einige auf dem Rückweg fragten, mit wem die Union nach der Wahl wohl regieren wird. Dass sie weiterregiert, daran gibt es keinen Zweifel.

Niemand in der CSU mag mehr etwas Böses über Angela Merkel sagen. Griechenland-Rettung und Flüchtlingskrise: abgehakt! Jetzt ist Wahlkampf, alle stehen zusammen. Und nicht nur symbolisch. Als die CDU-Vorsitzende am Montagabend mit den CSU-Kandidaten für den Bundestag im Garten des Klosters Gegrilltes aß, nahm sich Merkel viel Zeit. Sie setzte sich immer wieder an die orangefarbenen Holztische der christsozialen Hoffnungsträger für den Bundestag und plauderte ausgelassen mit allen. Merkel blieb länger als geplant und fühlte sich offensichtlich wohl in Banz. Sie war wieder unter Gleichgesinnten. Horst Seehofer wird es gefallen haben.

Seehofer hat die CSU in Bayern wieder an die Marke von 49 Prozent der Wählerstimmen gebracht. Während des Sommers der Flüchtlingskrise waren die Zahlen für CSU-Verhältnisse katastrophal. Jetzt ist die Lage besser. Aber ausruhen will sich niemand. CSU und CDU wollen gemeinsam kämpfen und die SPD auf Distanz halten.

"Am liebsten wäre uns allen Schwarz-Gelb"

Doch was passiert, wenn die CSU am Ende mit der CDU erfolgreich ist und es dann doch wieder eine Große Koalition gibt? Noch mal mit den mittlerweile nicht mehr geschätzten Sozialdemokraten? In den vergangenen Wochen hat sich das Verhältnis in der "Groko" extrem abgekühlt, sagt man in der Union. "Bitte nicht noch mal mit der SPD!", stöhnen viele.

"Am liebsten wäre uns allen Schwarz-Gelb", sagt einer aus der CSU. Das ist kein Geheimnis. Doch würde sich der Chef der Liberalen diese Verbindung wohl teuer abkaufen lassen. Nach der historischen Niederlage der FDP vor vier Jahren ist Christian Lindner vorsichtig geworden und fordernd zugleich. Die FDP hat immer wieder zu verstehen gegeben, dass sie das Innenministerium sehr interessieren würde. Diesen wichtigen Posten will aber auch die CSU. Der Spitzenkandidat aus Bayern, Joachim Herrmann, ist gesetzt, heißt es. Was dann? Das Außenministerium ist für die FDP attraktiv, bringt aber wenig Punkte im Inland bei den Wählern. Guido Westerwelle musste das als Minister selbst erfahren. Christian Lindner würde sich eine Zustimmung mit der Union mit vielen Zugeständnissen aufwiegen lassen. Schwarz-Gelb ist somit kein Selbstläufer. Denn die FDP kann sich auch vier Jahre in der Opposition gut vorstellen, um sich weiter zu profilieren. Am Ende könnten persönliche Kontakte den Ausschlag geben. Lindner und Dobrindt verstehen sich gut. Und Lindner und Jens Spahn mögen sich.

Auch Schwarz-Grün könnte zahlenmäßig klappen, wenn Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt mit ihrer Partei noch etwas zulegen. Doch würde das Bündnis für Merkel sicherlich noch teurer als Schwarz-Gelb. In der CSU fremdelt man weiterhin mit den Grünen. "Wenn wir was mit denen anfangen, adeln wir sie regelrecht, und das wird Horst Seehofer auf keinen Fall wollen", sagt eine CSU-Kandidatin in Banz. "Denn ab dem Montag nach der Bundestagswahl beginnt der Wahlkampf für den bayerischen Ministerpräsidenten erst richtig", sagen Vertraute von Seehofer.

Wichtigstes Ziel für die CSU ist die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl 2018. Vor der SPD hat in der CSU niemand Angst. Doch die Grünen könnten in Bayern noch stärker werden und an Seehofers Allein-Regierung knabbern. Mit anderen Worten: Aus Sicht der CSU kann die Union nicht mit den Grünen zusammenkommen - schon wegen der Wahl in Bayern. Auch wenn Merkel Sympathien für Schwarz-Grün hegen mag: Wenn die CSU mit einem starken Ergebnis aus der Bundestagswahl hervorgeht, muss die CDU-Vorsitzende sich mit Seehofer auseinandersetzen. Für ihn zählt nur seine Wiederwahl, die ein deutlicher Erfolg sein muss. Hinzu kommt, dass es in vielen Bereichen kaum Überschneidungen zwischen Grünen und Union gibt. Die Kritik von einigen Grünen gegenüber dem Polizeieinsatz beim G20-Gipfel in Hamburg zeige "das Maß an Staatsverachtung, das immer noch Teil der grünen Ideologie ist", sagte etwa Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt im Interview mit n-tv.de. "Ich sehe deshalb keine Gemeinsamkeiten mit den Grünen und kann mir eine Koalition auf Bundesebene nicht vorstellen." Das legt den Schluss nahe: Mit einem zusätzlichen Ministerposten für die CSU in einer schwarz-grünen Konstellation wäre es nicht getan.

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