Russischer Vergeltungsschlag Schwere Explosionen erschüttern Kiew
10.10.2022, 08:25 Uhr
Seit Monaten gab es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew keine Luftangriffe mehr. Nach der teilweisen Zerstörung der wichtigen Brücke auf der Krim antwortet Russland mit Raketenangriffen und nimmt unter anderem die ukrainische Hauptstadt ins Visier.
Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist es zu schweren Explosionen gekommen. Es habe mehrere Einschläge gegeben, berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko. Kiew sei unter russischem Raketenbeschuss. Es seien Ziele im Zentrum der Stadt getroffen worden, teilte Klitschko bei Telegram mit. Er forderte die Menschen auf, Schutz zu suchen.
Auch eine Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur berichtete von den Detonationen. Nach ihren Beobachtungen soll im Zentrum ein Feuerball am Himmel zu sehen gewesen sein. Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte wenig später, dass die Angriffe Tote und Verletzte gefordert haben. Russland versuche, die Ukraine zu vernichten, teilte er bei Telegram mit. Aus dem ukrainischen Innenministerium hieß es, es gebe fünf Tote und mehrere Verletzte.
Zuvor hatte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine Vergeltung für die Explosion auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke am Samstag angedroht. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Sonntag von einem "Terroranschlag" auf die Brücke gesprochen und - wie Medien in Kiew - den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich gemacht. Bestätigt hat der SBU eine Beteiligung aber nicht.
Die SBU-Zentrale liegt im Stadtzentrum in Kiew. Die Machtzentrale in Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre. Kiew ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach von russischen Raketen getroffen worden. Es war jedoch der schwerste Vorfall dieser Art und der erste Angriff auf die Stadt seit Monaten.
Krim-Brücke schwer beschädigt
"Eine der Raketen ist beim Gruschewski-Denkmal in der Wolodymyr-Straße heruntergekommen. Die Rettungskräfte sind an der Arbeit", teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, mit. Die Wolodymyr-Straße liegt direkt im Zentrum Kiews. Der EU-Botschafter in der Ukraine, Matti Maasikas postete auf Twitter ein Bild, das das Ausmaß der Zerstörung in der Nähe des Schewtschenko Parks zeigt.
Medwedew hatte am Sonntag gesagt: "Alle Berichte und Schlussfolgerungen sind gemacht. Russlands Antwort auf dieses Verbrechen kann nur die direkte Vernichtung der Terroristen sein." Er äußerte sich in einem Interview der kremlnahen Journalistin Nadana Friedrichson. "Darauf warten die Bürger Russlands", meinte er vor einer geplanten Sitzung des Sicherheitsrats an diesem Montag, die Putin leiten wird.
Am Samstagmorgen hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben drei Menschen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa