Politik

Nahostkrieg bei "Hart aber fair" Schwester von Geisel: "Wir haben keine Zeit mehr"

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"Kann das Sterben in Nahost gestoppt werden?", fragt Klamroth seine Gäste.

"Kann das Sterben in Nahost gestoppt werden?", fragt Klamroth seine Gäste.

Während Israel seine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen hat, bangen die Angehörigen der Geiseln um ihre Lieben. Der frühere israelische Botschafter in Deutschland glaubt, dass noch nicht alle Möglichkeiten zu Verhandlungen ausgeschöpft sind.

Die israelische Armee ist im Kampf gegen die Terrororganisation Hamas nach eigenen Angaben weiter als bisher in den Gazastreifen vorgedrungen. Die Truppen befinden sich jetzt eigenen Angaben zufolge auf beiden Seiten von Gaza-Stadt. "Wir sehen eine Phase, wo es immer wieder Inkursionen gibt", erklärt Terrorexperte Peter Neumann bei "Hart aber fair" in der ARD die aktuelle Situation im israelischen Krieg gegen die Hamas. Die meisten Kämpfe spielten sich noch immer an der Peripherie ab, so Neumann. "Die Hauptstoßrichtung ist immer noch aus der Luft, und das wird in den nächsten Tagen noch an Intensität zunehmen." Von der einen Großoffensive mag Neumann noch nicht sprechen. Die Inkursionen, also kleinere Feldzüge, dienten unter anderem dazu, das Tunnelsystem der Hamas im Gazastreifen auszukundschaften und einzelne Anführer der Terrororganisation gefangenzunehmen.

"Wir müssen alles tun, um die politischen und militärischen Strukturen der Hamas zu zerschlagen", fordert der ehemalige israelische Botschafter Schimon Stein. Aber das vorrangige Ziel müsse jetzt die Befreiung der mehr als 200 Geiseln sein, die die Terrororganisation Hamas noch immer im Gazastreifen festhält. "Ich glaube, da ist noch immer nicht alles getan, was getan werden kann", sagt Stein. Im Moment gebe es verschiedene Verhandlungspartner. Die Regierung von Qatar gehöre dazu, auch die USA seien im Hintergrund tätig. "Israel ist nicht der einzige Player in diesem eigentlich traurigen Spiel, und so kann Israel nicht alleine entscheiden, wie es weitergeht."

"Jeder hilft, Mama zu finden"

Eine der Geiseln ist Yarden Romann. Ihr Bruder Gili hatte vor einigen Tagen bei Markus Lanz im ZDF über das Schicksal der jungen Mutter berichtet, deren Großeltern vor dem Holocaust aus Deutschland nach Palästina flohen. Yarden Romann war mit ihrem Mann und ihrer dreijährigen Tochter am 7. Oktober während der Invasion der Hamas-Terroristen in ihrem Kibbuz entführt worden. Ihr Mann und ihre kleine Tochter Gefen konnten fliehen, von Yarden Romann fehlt jede Spur. Ihre Schwester Roni setzt sich gemeinsam mit ihrem Bruder für die Befreiung der jungen Frau ein. "Ich muss alles tun, was ich kann, damit sie zurückkommen kann", sagt sie im Interview bei "Hart aber fair", "aber wir haben keine Zeit mehr. Ich weiß nicht, ob meine Schwester verletzt ist, wie ihr Zustand ist. Sie haben auf sie geschossen."

Der Mann ihrer Schwester kümmere sich um die dreijährige Tochter der beiden, gebe ihr Liebe und Wärme. Und die kleine Gefen? "Sie ist einfach perfekt. Ich weiß nicht, wie sie das macht. Sie weiß, dass jeder hilft, Mama zu finden. Und sie weint nicht."

Inzwischen sind drei Wochen seit der Entführung von Yarden Romann vergangen. Und Roni Romann wünscht sich nur eins: "Wir müssen noch mehr tun, auch Deutschland." Doch Roni Romann hat die Hoffnung nicht aufgegeben. "Wenn Yarden wieder nach Hause kommt, dann wird sie als erstes Gefen umarmen", weiß sie. "Ich möchte, dass die beiden wieder vereint sind. Yarden soll wissen, dass ihre Tochter bei uns ist. Das soll ihr Kraft geben, dort zu überleben."

Das Ziel: Zwei-Staaten-Lösung

Ob wirklich alle Geiseln befreit werden, kann niemand der Gäste sagen. Terrorexperte Neumann fürchtet, dass nur ein Teil von ihnen frei kommt, und der Vorsitzende des Palästina-Forums in Bonn, Aref Hajjaj, appelliert an die Hamas, wenigstens die alten Menschen und die Kinder freizulassen.

Aber was dann? Dass sich Israel gegen die Hamas wehren wird, ist allen Gästen klar. Ungewiss ist jedoch, wie es dann weitergeht. Doch Schimon Stein sagt: "Um den jüdischen und den demokratischen Charakter Israels aufrechtzuerhalten, müssen wir uns von den Palästinensern trennen." Allerdings glaubt er auch, dass eine Zwei-Staaten-Lösung, wie sie in den 1990er Jahren diskutiert wurde, heute in weite Ferne gerückt ist.

Terrorexperte Peter Neumann sieht das nicht ganz so pessimistisch: "Wenn Israel möchte, dass die Araber im Gazastreifen Verantwortung übernehmen und die Palästinenserbehörde im Westjordanland, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Araber und die Palästinenser einen Preis dafür verlangen, und das könnte die Zwei-Staaten-Lösung sein."

Quelle: ntv.de

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