Politik

Drohnenangriff in Russland Seismografen werten Explosion von Munitionsdepot wie Erdbeben

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Im Ukraine-Krieg werden immer wieder auch russische Munitionsdepots zerstört. Der Angriff in Toropez in der Nacht auf Mittwoch ist aber speziell. Denn die Explosion nach dem Einschlag einer ukrainischen Drohne ist so heftig, dass Erdbeben-Beobachtungsstationen anschlagen.

Ein ukrainischer Drohnenangriff in der Nacht auf Mittwoch hat im russischen Toropez in der Region Tver eine Explosion ausgelöst, die von Erdbeben-Überwachungsstationen registriert wurde. Das berichtet der "Guardian". Dabei handelte es sich um einen der größten erfolgreichen Schläge gegen ein russisches Militärarsenal. In der Anlage, die knapp 500 Kilometer nördlich der ukrainischen Grenze liegt, sollen Raketen, Munition und Sprengstoff gelagert gewesen sein.

Videos und Bilder in den sozialen Medien zeigten einen riesigen Flammenball, der hoch in den Nachthimmel aufstieg, und riesige Rauchschwaden, die über einen See in einer Region unweit der Grenze zu Belarus hinwegzogen. Erdbeben-Überwachungsstationen registrierten dem Bericht zufolge im Umkreis Erschütterungen, die sie für Erdbeben hielten. Nach unbestätigten Angaben in sozialen Netzwerken lag der höchste gemessene Wert bei 2,8.

Die Attacke ist Teil einer breiteren ukrainischen Drohnen-Angriffswelle, die auf russische Ölraffinerien, Kraftwerke, Flugplätze und militärische Fabriken abzielt. Die erfolgreichen Angriffe unterstreichen die verbesserten Fähigkeiten Kiews vor allem im Bereich der Langstreckendrohnen.

Das russische Verteidigungsministerium ging laut "Guardian" nicht auf den Angriff ein, sondern teilte nur mit, dass 54 ukrainische Drohnen fünf westrussische Regionen angegriffen hätten, aber alle zerstört worden seien. Der Gouverneur der Region Tver, Igor Rudenja, gab ihn jedoch indirekt zu. Er berichtete von Feuerwehrleuten, die versuchten, einen Brand einzudämmen, und Bewohnern, die aus ihren Häusern evakuiert worden seien.

Kindergärten und Schulen bleiben geschlossen

Rudenja schränkte jedoch ein, dass nur Trümmer einer zerstörten ukrainischen Drohne ein Feuer ausgelöst hätten. Was genau brannte, sagte er nicht. Russische Staatsmedien berichteten, dass Kindergärten und Schulen im Bezirk Sapadnodwinsk, der an den Bezirk Toropez grenzt, am Mittwoch geschlossen waren.

Russische Kriegsblogger äußerten sich verärgert darüber, wie ukrainische Drohnen so große Explosionen in einer vermeintlich stark befestigten Anlage auslösen konnten. In einer vernichtenden Stellungnahme auf Telegram beschuldigte die gut vernetzte und einflussreiche Anastasia Kaschewarowa das russische Verteidigungsministerium und die Behörden, der Ukraine erlaubt zu haben, "ein massives Militärdepot zu sprengen". Sie schrieb: "Wie viele Fehler können sie noch machen ... Es ist das dritte Jahr der speziellen Militäroperation, aber die Idiotie geht weiter."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt seit Monaten bei westlichen Verbündeten dafür, gelieferte Langstreckenwaffen auch gegen militärische Ziele tief im russischen Hinterland einsetzen zu dürfen. Diese Genehmigung haben bisher weder die USA noch Großbritannien, Frankreich oder Deutschland erteilt.

Quelle: ntv.de, als

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