Politik

Raketenangriffe gehen weiter Selenskyj: Russland hat fast ein Drittel der Elektrizitätswerke zerstört

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Am Montag wurde unter anderem ein Wohngebäude in der Hauptstadt Kiew getroffen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Russland geht mittlerweile zu einem dauerhaften Beschuss der ukrainischen Energieversorgung über. Laut Präsident Selenskyj sind 30 Prozent bereits zerstört. Erneut werden viele Städte von Raketen und Drohnen getroffen. Die Ukraine meldet teils erfolgreiche Abschüsse, fordert aber mehr Flugabwehrsysteme.

Russland hat mit neuen Raketen- und Drohnenangriffen auf die Ukraine im ganzen Land Luftalarm ausgelöst. Die Behörden in vielen Regionen - darunter Charkiw, Dnipropetrowsk und Mykolajiw - meldeten, dass die Luftverteidigung aktiv sei. Vielerorts schlugen dennoch Raketen ein. Auch aus der Hauptstadt Kiew gab es erneut Berichte über Explosionen. Dort sei eine Energie-Anlage getroffen worden, teilte Kyrylo Tymoschenko mit, der stellvertretende Leiter des Präsidialamtes. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland 30 Prozent der ukrainischen Elektrizitätswerke binnen einer Woche zerstört.

In Mykolajiw sei bei nächtlichem Raketenbeschuss ein Wohnhaus getroffen worden, Einsatzkräfte hätten die Leiche eines Mannes aus den Trümmern geborgen, teilte Gouverneur Witalij Kim mit. Selenskyj zufolge kam bei dem Angriff auf Mykolajiw mindestens ein Mensch ums Leben. Mit Blick auf Russland schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst Telegram: "Der terroristische Staat wird mit solchen Taten nichts für sich selbst ändern." Russland bestätige so nur sein zerstörerisches und mörderisches Wesen, wofür es sicherlich zur Rechenschaft gezogen werde.

Auch in der Stadt Charkiw berichtete Bürgermeister Ihor Terechow von Raketenbeschuss. "In der Stadt gab es innerhalb von fünf Minuten zwei Explosionsserien", sagte er. Getroffen wurde nach ersten Erkenntnissen ein Industriebetrieb. Die U-Bahn stellte den Zugverkehr ein und nahm erneut den Betrieb als Schutzbunker auf. Im Gebiet Dnipropetrowsk wurden in Kriwyj Rij und in der Gebietshauptstadt Dnipro Explosionen gemeldet. In Dnipro sei eine Energieanlage getroffen worden, teilte Selenskyjs Berater Tymoschenko mit. "Es wütet ein Feuer, und es gibt erhebliche Zerstörung", sagte der Gouverneur der gleichnamigen Region, Valentyn Resnitschenko.

Briten sehen deutlich stärkeren Raketenbeschuss

In Schytomyr hätten Raketen Energieinfrastruktur getroffen, hieß es. "Es gibt zurzeit weder Licht noch Wasser in der Stadt", schrieb Bürgermeister Serhij Suchomlyn auf Facebook. Die Krankenhäuser hätten auf Notstromversorgung umgestellt. Das russische Militär hatte erklärt, gezielt Energieanlagen unter Beschuss zu nehmen.

 

Das deckt sich mit britischen Geheimdiensterkenntnissen. Im täglichen Bericht des Verteidigungsministeriums heißt es, Russland habe das Tempo seiner Angriffe mit Langstreckenraketen deutlich erhöht. Ziel sei die weiträumige Beschädigung des ukrainischen Energieversorgungsnetzes. Da Russland zuletzt auf dem Schlachtfeld Rückschläge erlitt, würden nun verstärkt zivile Ziele beschossen.

Kiew fordert weitere Flugabwehrsysteme

Auch kremlnahe russische Militärblogger berichteten von Beschuss zahlreicher Regionen - und veröffentlichten in sozialen Netzwerken eine Vielzahl von Fotos und Videos mit Rauchwolken über Städten, die die neuen Angriffe dokumentieren sollen. Die Echtheit dieser auch in ukrainischen Kanälen verbreiteten Aufnahmen war zunächst nicht überprüfbar.

Die ukrainischen Streitkräfte teilten mit, dass mehrere Angriffe abgewehrt worden seien. Die Regierung in Kiew fordert vom Westen noch mehr Flugabwehrsysteme für die Luftverteidigung gegen die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen. Russland hatte den Beschuss in dem seit fast acht Monaten dauernden Krieg gegen die Ukraine zuletzt wieder deutlich intensiviert.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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