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"Bei allem Respekt für Papst" Selenskyj: Wir brauchen keine Vermittler

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Wird in Deutschland erwartet: Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Wird in Deutschland erwartet: Präsident Wolodymyr Selenskyj.

(Foto: Evgeniy Maloletka/AP)

Nach seinen Treffen mit den Staatsspitzen Italiens macht der ukrainische Präsident Selenskyj im italienischen Fernsehen deutlich, was er von den Bemühungen des Vatikans für einen Friedensdialog hält. Die Ukraine brauche vielmehr einen Aktionsplan für einen gerechten Frieden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält Bemühungen des Vatikans für einen Friedensdialog mit Russland für wenig erfolgversprechend. "Bei allem Respekt für den Papst: Die Sache ist die, dass wir keine Vermittler brauchen zwischen der Ukraine und dem Aggressor, der unsere Gebiete besetzt hat, sondern einen Aktionsplan für einen gerechten Frieden in der Ukraine", sagte Selenskyj in der TV-Show "Porta a Porta" des Senders Rai 1. Er war konkret nach einer möglichen Vermittlerrolle des Papstes gefragt worden, bezog in seine Antwort aber auch andere Akteure als mögliche Mediatoren ein.

Die Vergangenheit habe Selenskyj zufolge gezeigt, dass man mit Russlands Präsident Wladimir Putin nicht vermitteln könne. "Kein Land der Welt kann das tun", fügte Selenskyj hinzu. Er erinnerte an das sogenannte Minsker Abkommen von 2014 zum Ende der Gewalt in der Ostukraine. Dieses habe jahrelang nichts gebracht, sagte Selenskyj - und am Ende stand dann der Angriff von Moskau auf die Ukraine. Auf die Frage, ob er derzeit überhaupt mit Putin reden würde, antwortete er: "Nein, worüber sollten wir denn reden?" Putin könnte zwar theoretisch diplomatische Zugeständnisse machen. "Aber nach einem Jahr würde er mit dem Töten neu anfangen", sagte Selenskyj.

Zuvor Audienz beim Papst

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Zuvor hatte sich der ukrainische Präsident beim Rom-Besuch mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan getroffen. Mit Franziskus habe er über das Schicksal von "zehntausenden deportierten Kindern" gesprochen, erklärte Selenskyj auf Telegram. "Wir müssen alles tun, um sie nach Hause zu bringen", ergänzte er. Kiew wirft Russland die Deportation von mindestens 20.000 ukrainischen Kindern vor. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hatte Mitte März wegen der Verschleppungen Haftbefehle gegen Kreml-Chef Wladimir Putin und die "Kinderrechtsbeauftragte" des russischen Präsidenten, Maria Alexejewna Lwowa-Belowa, erlassen.

Selenskyj erklärte zudem, er habe mit Franziskus über den von Kiew vorgelegten Zehn-Punkte-Friedensplan gesprochen und dem Pontifex vorgeschlagen, zu dessen "Umsetzung beizutragen". Der im vergangenen November vom ukrainischen Staatschef vorgelegte Plan sieht unter anderem die territoriale Integrität der Ukraine, die Freilassung ukrainischer Gefangener und die Ernährungssicherheit in der Ukraine vor. Russland hat ihn mehrfach zurückgewiesen.

Quelle: ntv.de, jki/AFP

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