Politik

Nach Putschaufruf des Kreml Selenskyj filmt sich in Kiew: "Wir sind hier"

Nicht geflohen, nicht untergetaucht: Selenskyj zeigt sich kämpferisch in Kiew.

Nicht geflohen, nicht untergetaucht: Selenskyj zeigt sich kämpferisch in Kiew.

Um seine Landsleute zu überzeugen, dass er nicht geflohen ist, filmt sich der ukrainische Präsident Selenskyj mit seiner Regierungsmannschaft vor dem Präsidialpalast in Kiew: "Wir sind hier", sagt er. Alle tragen Militärhemden und strahlen Kampfesmut aus. Laut US-Militär ist die Kommandogewalt noch intakt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit weiteren ranghohen Politikern vor dem Präsidentschaftsgebäude in Kiew gezeigt. Er sei gemeinsam mit Ministerpräsident Denys Schmyhal sowie den Chefs der Präsidialverwaltung und des Parlaments in der ukrainischen Hauptstadt, sagte Selenskyj in einem kurzen Clip, den er am Abend auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. "Wir sind alle hier", sagte er. Dazu schrieb er: "Wir sind in Kiew. Wir verteidigen die Ukraine." Damit reagierte Selenskyj, der wie die anderen Spitzenpolitiker ein Uniformhemd trug, auf Gerüchte, er verstecke sich in einem Bunker oder habe die Stadt verlassen.

Der Vorstoß der russischen Streitkräfte in der Ukraine verliert derweil nach Darstellung der USA etwas an Dynamik. Der Widerstand in der Ukraine sei größer als von der Führung in Moskau erwartet, sagt ein ranghohes Mitglied des US-Militärs. Die militärische Kommandogewalt der Ukraine sei intakt. Russland greife hauptsächlich militärische Ziele an. Aber auch Wohngegenden seien von Raketen getroffen worden.

Aufruf zur Meuterei und Verhandlungsangebot

Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin die ukrainische Armee aufgefordert, die Macht in Kiew zu übernehmen und Selenskyj und seine Regierung zu stürzen. "Nehmt die Macht in Eure Hände. Mir scheint, Verhandlungen zwischen Euch und uns wären einfacher", sagte Putin in einer an die ukrainischen Streitkräfte gerichteten Rede, die im russischen Fernsehen übertragen wurde. Die Mitglieder der ukrainischen Regierung bezeichnete Putin als "Bande von Drogenabhängigen und Neonazis" und "Terroristen". Putin spricht dem unabhängigen Land Ukraine das Recht auf Eigenstaatlichkeit ab. Wiederholt sprach er von einer "Marionetten-Regierung" des Westens, die er "entnazifizieren" wolle. Präsident Selenskyj und seine Regierung sind durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen.

Kurz vor dem Putschaufruf teilte der Kreml mit, Russland sei zu Friedensverhandlungen mit der Ukraine bereit. Moskau sei bereit, eine russische Delegation zu Gesprächen in die belarussische Hauptstadt Minsk zu schicken, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Selenskjy selber sagte mehrfach, er wisse, dass er in Kiew in Lebensgefahr sei. Er wisse nicht, wie lange er noch am Leben sei, aber er müsse die Verteidigung seines Landes koordinieren. Am Morgen sagte er in einer Videobotschaft: "Nach unseren Informationen hat der Feind mich als Ziel Nummer eins ausgemacht. Und meine Familie als das Ziel Nummer zwei." Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, nannte Selenskyj einen "mutigen Mann".

Quelle: ntv.de, mau/dpa/rts

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