Rede vor britischem Unterhaus Selenskyj gibt sich kämpferisch - und zitiert Churchill
08.03.2022, 20:27 Uhr
Selenskyj sprach per Video in das Unterhaus geschaltet.
(Foto: dpa)
Unermüdlich wirbt der ukrainische Präsident Selenskyj um die Unterstützung des Westens im Kampf gegen die angreifenden Russen. In einer Rede vor dem britischen Unterhaus spielt er dabei auf Churchill und Shakespeare an - Premier Johnson ist begeistert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seiner Video-Ansprache vor dem britischen Unterhaus den Kampfgeist seines Landes beschworen und London um weitere Unterstützung gebeten. Dabei nahm er auch Bezug auf eine berühmte Rede des damaligen britischen Premiers Winston Churchill im Zweiten Weltkrieg.
"Wir werden uns nicht ergeben und wir werden nicht verlieren. Wir werden bis zum Ende kämpfen, zur See und in der Luft. Wir werden weiter um unser Land kämpfen, koste es, was es wolle. Wir werden in den Wäldern kämpfen und in den Feldern, an den Küsten, in den Städten und Dörfern, in den Straßen und auf den Hügeln", sagte Selenskyj.
In seiner berühmten "We Shall Fight on the Beaches"-Rede (Wir werden an den Stränden kämpfen) hatte Churchill im Juni 1940 Großbritannien auf den Krieg gegen Deutschland eingestimmt. "Wir werden bis zum Ende gehen", sagte er damals, und weiter: "Wir werden unsere Insel verteidigen, wie hoch auch immer der Preis sein mag. Wir werden an den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsplätzen kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns nie ergeben."
"Sein oder nicht sein"
Selenskyj spielte in seiner Rede zudem auf William Shakespeares Stück "Hamlet" an. Für die Ukraine gehe es angesichts des russischen Angriffs um die Shakespeare'sche Frage "Sein oder nicht sein", sagte der ukrainische Präsident, der per Videotelefonat aus Kiew zugeschaltet war. Er könne nun angesichts des zähen Widerstands seiner Landsleute gegen die russische Armee eine definitive Antwort darauf geben. "Sie lautet definitiv: sein", sagte Selenskyj.
Von Großbritannien erhoffe er sich unter anderem weitere Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und die Einstufung Russlands als terroristischen Staat, sagte der ukrainische Präsident. Er erneuerte auch die Forderung nach einem Flugverbot über der Ukraine. Selenskyj beklagte aber auch die zivilen Opfer des Kriegs in den vergangenen knapp zwei Wochen. So seien bereits 50 Kinder durch den russischen Angriff gestorben.
Die Rede wurde mit großem Applaus von den Abgeordneten aufgenommen. Niemals zuvor habe das Unterhaus einer solchen Ansprache zugehört, sagte der britische Premier Boris Johnson nach Selenskyjs Rede. Man werde die Ukraine mit Waffen und Sanktionen und allen diplomatischen, humanitären und wirtschaftlichen Mitteln unterstützen, um das Vorhaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das Land zu unterwerfen, scheitern zu lassen, so der britische Premier.
Quelle: ntv.de, mli/dpa