"Das ganze Land zählt auf Sie" Selenskyj zeichnet Truppen an Charkiw-Front aus
29.07.2024, 16:58 Uhr Artikel anhören
Selenskyj bezeichnete die Front um die Stadt Wowtschansk in der Region Charkiw als "eine der schwierigsten".
(Foto: IMAGO/Bestimage)
Im Mai startet Russland eine Bodenoffensive in der Region Charkiw. Seitdem wird dort heftig gekämpft. Präsident Selenskyj verschafft sich jetzt vor Ort einen eigenen Eindruck von der Lage. Im Süden der Ukraine inhaftieren russische Truppen Dutzende Menschen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben bei einem Frontbesuch in der ostukrainischen Region Charkiw Soldaten für ihren Einsatz ausgezeichnet. "Heute hatte ich die Ehre, unseren Kämpfern der Spezialeinheiten zu gratulieren", schrieb Selenskyj in Onlinediensten. "Ich bin dankbar für ihre Tapferkeit und ihre heldenhaften Einsätze hinter den feindlichen Linien", fügte er hinzu.
Selenskyj beschrieb bei seinem Besuch in der Gegend um die Frontstadt Wowtschansk die Front in Charkiw als "eine der schwierigsten" und sagte den Mitgliedern der Spezialeinheiten: "Das ganze Land zählt auf Sie." Der Präsident besuchte auch die nur wenige Kilometer nördlich von Charkiw entfernte Kleinstadt Derhatschi. Dabei wurden Selenskyj 18 wiederaufgebaute Häuser und neu eingerichtete Schutzräume gezeigt. Infolge des russischen Einmarschs im Februar 2022 ist die Kleinstadt mehrfach unter Beschuss geraten.
Das ukrainische Militär erklärte, es habe den vergangenen Tag über sechs russische Angriffe entlang der Front in Charkiw abgewehrt, unter anderem bei Wowtschansk. Die Stadt Charkiw, die zweitgrößte in der Ukraine, sowie die umliegende Region werden seit Beginn des russischen Angriffskrieges von Moskaus Streitkräften ins Visier genommen. Am 10. Mai hatte Russland eine Bodenoffensive in der Region gestartet und in den vergangenen Wochen immer wieder Geländegewinne entlang der fast tausend Kilometer langen Frontlinie verkündet.
Willkürliche Festnahmen in besetzten Gebieten
Zuletzt teilte das russische Verteidigungsministerium mit, seine Streitkräfte hätten ein weiteres Dorf in der Ostukraine erobert. Das Dorf Wowtsche in der Region Donezk sei "befreit" worden, hieß es. Wowtsche liegt etwa 16 Kilometer nordwestlich der Stadt Awdijiwka, die Russland im Februar eingenommen hatte.
Im Süden der Ukraine inhaftierten russische Streitkräfte unterdessen 25 Menschen, denen sie vorwerfen, Kiew unterstützt und geholfen zu haben. Die Inhaftierungen seien in den russisch besetzten Gebieten der Regionen Cherson und Saporischschja erfolgt, teilte die russische Nationalgarde mit. Vier der Inhaftierten werde Spionage vorgeworfen, acht weiteren Hochverrat. Zahlreiche weitere Menschen hätten im Internet zu "terroristischen Aktivitäten" aufgerufen, andere seien Mitglieder verbotener Organisationen. Die Vereinten Nationen hatten im März berichtet, dass Russland willkürlich Menschen in den besetzten Gebieten festnehme und ein "Klima der Angst" schaffe.
Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte unterdessen, russische Flugabwehrsysteme hätten in der Nacht 39 von der Ukraine abgefeuerte Drohnen abgefangen. Während ein Großteil der Drohnen über Grenzregionen zerstört worden seien, seien drei weitere in der nordwestlich gelegenen Region Leningrad neutralisiert worden, hieß es. Das Ministerium sprach in diesem Zusammenhang von einem "versuchten Terroranschlag". Ziel der ukrainischen Angriffe ist oft die Energie-Infrastruktur des Landes sowie Treibstofflager, auf die auch das russische Militär zurückgreift. Angriffe auf Treibstofflager, Raffinerien und Energieanlagen kommen vor allem in den Grenzregionen häufig vor. Russland greift ebenfalls massiv ukrainische Kraftwerke an, was in den vergangenen Monaten zu häufigen Stromausfällen geführt hat.
Quelle: ntv.de, lar/AFP/dpa