Krieg in der Ostukraine Separatisten kämpfen um Flughafen
18.01.2015, 16:23 Uhr
Die Separatisten in der Ostukraine behaupten, den internationalen Flughafen bei Donezk erobert zu haben. Das Militär widerspricht dem, meldet aber mehrere Tote in den eigenen Reihen. Auch die Großstadt Donezk selbst steht unter Beschuss.
In der Ostukraine kämpfen Regierungstruppen und Separatisten erbittert um die Kontrolle über den strategisch wichtigen Flughafen Donezk. Das ukrainische Verteidigungsministerium teilte mit, dass drei Soldaten bei den Kämpfen auf dem Flughafen getötet und mehr als 30 verletzt worden seien.

Die Region Donezk ist Kriegsgebiet. In dem Konflikt sind mittlerweile 4700 Menschen getötet worden.
(Foto: REUTERS)
Die prorussischen Separatisten hatten am Samstag behauptet, den Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Der ukrainische Militärsprecher Andrej Lyssenko wies dies zurück. "Die Kräfte der Anti-Terror-Operation halten dieses strategisch wichtige Objekt unter ihrer Kontrolle", sagte Lyssenko Medien in Kiew zufolge. Er sprach von einer schwierigen Lage am Flughafen.
Am Rande einer Trauerzeremonie in der ukrainischen Hauptstadt Kiew mit tausenden Menschen lobte Präsident Petro Poroschenko den Mut der Soldaten beim Kampf um den Airport. "Wir geben keinen Fußbreit vom ukrainischen Boden her", sagte der prowestliche Staatschef. Er kündigte auf dem Unabhängigkeitsplatz - dem Maidan - an, "die ukrainische Staatlichkeit im Donbass" wiederherzustellen.
Lage hat sich deutlich verschlechtert
Die prorussischen Separatisten warfen den Regierungstruppen vor, mit Panzern und schwerer Artillerie zu schießen. Mehrere Stadtteile von Donezk seien unter Beschuss, darunter auch Bereiche des Stadtzentrums, teilten die Aufständischen mit. Nach Darstellung der Separatisten starben auch mindestens zwei Zivilisten in der Kampfzone am Samstag.
Wohnviertel in den Regionen Donezk und Luhansk seien trotz einer Waffenruhe unter schwerem Dauerfeuer der Regierungstruppen, beklagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko. Es handele sich um einen "Versuch Kiews, den Krieg wieder voll zu entfesseln", sagte er.
Nach Einschätzung von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat sich die Lage im Donbass ungeachtet einer vereinbarten Waffenruhe deutlich verschlechtert. Am Freitag war ein Anlauf für neue Friedensgespräche der Ukraine-Kontaktgruppe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk fehlgeschlagen. Ein neuer Termin steht bisher nicht fest. Bei den seit April andauernden Kämpfen starben bisher mehr als 4700 Menschen. Hunderttausende sind auf der Flucht.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa