Vorwurf: Beihilfe zum AufruhrAnklage fordert 15 Jahre Haft für Südkoreas Ex-Premier

Wegen eines Haushaltsstreits rief Südkoreas Ex-Präsident das Kriegsrecht aus. Nun fordern Sonderermittler 15 Jahre Haft für seinen damaligen Stellvertreter. Dessen Schicksal wird als Indikator für das des Ex-Präsidenten selbst gesehen.
Südkoreas Sonderermittler fordern 15 Jahre Haft für den ehemaligen Ministerpräsidenten und Interimspräsidenten Han Duck Soo. Dem 76-Jährigen wird vorgeworfen, den damals amtierenden Präsidenten Yoon Suk Yeol im Dezember letzten Jahres beim Ausrufen des Kriegsrechts unterstützt zu haben. "Han war die Schlüsselperson, die diesen Vorfall hätte verhindern können", sagte Park Ji Young, Sonderermittlerin der Staatsanwaltschaft. Han Duck Soo, erfahrener Diplomat und Regierungspolitiker, streitet den Vorwurf der Beihilfe zum Aufruhr ab.
Am 3. Dezember des vergangenen Jahres rief Yoon Suk Yeol im Zuge eines eskalierenden Haushaltsstreits unerwartet das Kriegsrecht aus. Das stürzte das Land in eine mehrmonatige Staatskrise. Die Begründung damals: Die linke Opposition sei von kommunistischen Kräften unterwandert und hege Sympathien für Nordkorea und China. Beweise für diese Anschuldigungen legte der 64-Jährige nicht vor. Die südkoreanische Staatsanwaltschaft hat ihn inzwischen unter anderem wegen Aufruhr und Amtsmissbrauchs angeklagt.
Von Yoons Kabinettsmitgliedern, die wegen möglicher Komplizenschaft in Untersuchungshaft sitzen, dürfte Han Duck Soo als erster einen Urteilsspruch erhalten - voraussichtlich im kommenden Januar. Die Empfehlung der Sonderermittler für eine langjährige Haftstrafe Hans wird daher auch als Indikator für Yoon Suk Yeols Schicksal gewertet. Dem 64-Jährigen droht bei einem Schuldspruch theoretisch die Todesstrafe. Südkorea hat diese jedoch seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr ausgeführt.