Verteidigung in Masken-Affäre Spahn: "Lieber 100 zu viel, als eine zu wenig"
18.06.2021, 17:53 Uhr
Jens Spahn verteidigt sich nach Kritik an der Maskenbeschaffung.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Der Bundesrechnungshof legt offen, dass Jens Spahn im vergangenen Jahr viel zu viele Masken gekauft haben soll. Jetzt verteidigt sich der CDU-Politiker: "Zu wenige Schutzmasken hätten uns deutlich teurer gekommen."
Gesundheitsminister Jens Spahn hat sich angesichts der wachsenden Kritik an der Beschaffung von Masken zu Beginn der Pandemie verteidigt. Der Bundesrechnungshof hatte vergangene Woche in einem Bericht offengelegt, dass eine Arbeitsgruppe im Gesundheitsministerium sowohl zu viele Masken gekauft als auch zu viel Geld dafür bezahlt hätte. Nun sagt Spahn dazu: "Lieber 100 zu viel, als eine zu wenig".
Der Bericht des Bundesrechnungshofes beschreibt, dass Spahns Ressort über alle Beschaffungswege und Maskentypen hinweg insgesamt 5,8 Milliarden Schutzmasken beschafft hätte. Das übersteige sogar den selbst errechneten Jahresbedarf des Gesundheitsministeriums von 4,7 Milliarden Schutzmasken um 23 Prozent.
Den Prüfern zufolge verfügte das Bundesgesundheitsministerium zwar über eine "angemessene" Bedarfsermittlung in Bezug auf Schutzmasken für die Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Allerdings habe das Ministerium diese bei der Beschaffung "offenbar bewusst" außer Acht gelassen.
Lehren aus der Knappheit
Heute erinnerte Spahn an die Situation vor einem Jahr: Das Pflegepersonal hätte ohne Schutzausrüstung gearbeitet - oder zumindest mehrmals Masken benutzt. In der Tat war die Lage zu Beginn der Pandemie düster. Berichte über geklaute Schutzausrüstung in Krankenhäusern machten damals Schlagzeilen. "Wir müssen uns daran erinnern, was für eine Ausnahmesituation es im Frühjahr war", sagt Spahn. Masken seien damals Mangelware gewesen.
Die Situation um die Masken hat sich während der Pandemie schnell entspannt. Und die Anschaffung der Masken mag eine gewisse Panikreaktion gewesen sein, räumt Spahn ein. Dennoch sei klar, dass "die Standards des behördlichen Alltags der Jahrhundertkrise nicht ganz gerecht werden", so der CDU-Politiker. "Zu wenig Schutzmasken, zu wenig Beatmungsgeräte hätten uns deutlich teurer gekommen."
Der Gesundheitsminister warnte auch vor einer ähnlichen Diskussion in einem Jahr, wenn die meisten Deutschen bereits geimpft sein werden. Denn die Bundesregierung hat schon jetzt zu viel Impfstoff bestellt. Hätte die Bundesregierung aber nicht auf viele verschiedene Impfstoffe gesetzt, könnte die Impfkampagne jetzt ganz anders aussehen: "Stellen Sie sich vor, wir hätten nur Astrazeneca bestellt."
Quelle: ntv.de, cls/AFP