Politik

Korruption nagt an der Eurozone Spanien rutscht am stärksten ab

In den Trümmern des Immobilienbooms: Nach und nach kommen in Spanien verhängnisvolle Verstrickungen zwischen Politik und der Baubranche ans Tageslicht.

In den Trümmern des Immobilienbooms: Nach und nach kommen in Spanien verhängnisvolle Verstrickungen zwischen Politik und der Baubranche ans Tageslicht.

(Foto: REUTERS)

Korruption bleibt weltweit eine Geißel der Gesellschaft. Doch eine neue Studie von Transparency International belegt: Längst stehen nicht nur Länder wie Somalia oder Nordkorea am Pranger - auch Deutschland verfehlt die volle Punktzahl.

In keinem europäischen Land ist Korruption nach Einschätzung von Transparency International (TI) so stark verbreitet wie in Griechenland. Das hoch verschuldete Land bildet erneut Europas Schlusslicht im Korruptionsindex der unabhängigen Nichtregierungsorganisation. Immerhin verbesserte sich Griechenland gegenüber dem Vorjahr um vier auf 40 Punkte und belegt damit Platz 80 unter 177 Staaten weltweit.

Deutschland kommt mit 78 von 100 möglichen Punkten auf Platz zwölf. Am unbestechlichsten sind der Studie zufolge die Verwaltungen in Dänemark und Neuseeland mit 91 Punkten, dicht gefolgt von Finnland und Schweden mit je 89 Punkten.

Ebenfalls in der Spitzengruppe mit  mindestens 80 Punkten finden sich zudem Norwegen, Singapur und die Schweiz sowie Australien und Kanada. Diese Länder zeigten, wie "Transparenz Verantwortung fördert und Korruption stoppen kann", erklärte die TI-Vorsitzende Huguette Labelle. Den letzten Platz auf dem Korruptionsindex teilen sich wie im vergangenen Jahr Afghanistan, Nordkorea und Somalia mit jeweils acht Punkten.

Spanien verschlechtert sich deutlich

Europa im TI-Korruptionsindex: Im Süden und Osten Europas wird es dunkler.

Europa im TI-Korruptionsindex: Im Süden und Osten Europas wird es dunkler.

(Foto: stepmap.de)

Alarmierendes Signal: Besonders stark verschlechterte sich das Eurokrisenland Spanien. Nach einer Reihe von Skandalen der Regierungspartei und innerhalb der Königsfamilie verlor das Land in dem Index zehn Punkte und landete mit 59 Punkten nur noch auf Platz 40. Damit verzeichnete Spanien im Jahresvergleich des TI-Rankings gemeinsam mit Mali, Gambia, Guinea-Bissau und Libyen die zweitgrößten Verluste. Nur das Bürgerkriegsland Syrien stürzte noch stärker ab. Korruption und Staatszerfall seien eng miteinander verknüpft, wie an Syrien und Libyen zu sehen sei, die beide Schauplätze militärischer Konflikte seien, erklärte ein Mitarbeiter.

Spanien steckt seit fünf Jahren in einer Wirtschaftskrise, die das Land zu drastischen Sparmaßnahmen zwang. Dabei stellte sich heraus, wie sehr die engen Beziehungen zwischen Politikern und Bauunternehmern in der Vergangenheit die Immobilienblase gefördert hatten. Der frühere Schatzmeister der regierenden Volkspartei gab zu, Bargeld-Geschenke von Baumagnaten an Spitzenpolitiker weitergeleitet zu haben. Auf seinen Schweizer Konten fanden die Ermittler 48 Millionen Euro. Auch der Schwiegersohn des spanischen Königs wurde dieses Jahr wegen der Veruntreuung von sechs Millionen Euro öffentlicher Gelder angeklagt.

Das spanische Parlament reagierte auf den Unmut der Bevölkerung, indem es das erste Informationsfreiheitsgesetz des Landes verabschiedete. Spanien war bis dahin das letzte verbliebene Land in Europa, in dem keinerlei gesetzliche Regelung existierte, die den Bürgern Auskunft über die Verwendung öffentlicher Mittel garantierte.

Index wird unabhängig ermittelt

Der Index von Transpareny International ermittelt, wie korrupt die öffentliche Verwaltung in einem Land ist. Er gründet auf Studien und Einschätzungen renommierter unabhängiger Institute. Fallzahlen von Bestechlichkeit in öffentlichen Ämtern dagegen lassen nach Angaben von Transparency International keine eindeutige Bewertung zu. Sie belegten lediglich, wie effektiv die Staatsanwaltschaften, die Gerichte oder die Medien eines bestimmten Landes bei der Aufdeckung von Korruption sind.

Quelle: ntv.de, hla/AFP/rts

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