Zelle plante Bombenanschlag Spanische Polizei findet 120 Gasflaschen
20.08.2017, 16:04 Uhr
In den Trümmern des Hauses in Alcanar finden die Ermittler 120 Gasflaschen.
(Foto: dpa)
Die Polizei ist sicher: Die Anschläge von Barcelona und Cambrils waren nicht Teil des eigentlichen Plans der Terrorzelle. Für einen oder mehrere Bombenanschläge steht massenweise explosives Material in Alcanar bereit - bis es zu einer folgenreichen Panne kommt.
Drei Tage nach den Anschlägen in Barcelona und Cambrils geht die Polizei davon aus, dass die Terrorzelle von Barcelona eigentlich "einen oder mehrere" Bombenanschläge geplant hatte. Die zwölfköpfige Terrorzelle soll von den Orten Ripoll und Alcanar in Katalonien aus agiert haben.
In Alcanar hätten die Verdächtigen mindestens 120 Gasflaschen für "einen oder mehrere Anschläge" in der katalanischen Hauptstadt gehortet, teilte die Polizei mit. Die Gasflaschen hätten sich auf einem Anwesen in Alcanar befunden, wo durch eine Explosion in der Nacht zum Donnerstag die ursprünglichen Anschlagspläne durchkreuzt worden seien.
Die Attentäter hatten daraufhin mit Fahrzeugen die zwei Anschläge in Barcelona und Cambrils am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag verübt, bei denen insgesamt 14 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden waren.
In Ripoll wurde am Samstag die Wohnung des Imams Abdelbaki Es Satty durchsucht, der nach Informationen der Zeitung "El País" möglicherweise bei der Explosion in Alcanar getötet wurde. Es Sattys Mitbewohner sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe den Imam am Dienstag zum letzten Mal gesehen. Der islamische Geistliche habe ihm gesagt, dass er seine Frau in Marokko besuchen wolle.
Haupttäterschaft weiter offen
In Ripoll lebten die meisten Mitglieder der Terrorzelle. Laut Medienberichten war der Imam der spanischen Polizei bekannt. Er soll selbst wegen kleinerer Straftaten im Gefängnis gewesen sein und habe dort Häftlinge getroffen, die an dem verheerenden islamistischen Anschlag von Madrid 2004 beteiligt waren.
Noch immer suchen die Ermittler nach dem mutmaßlichen Haupttäter. Man wisse nicht, ob sich der 22-jährige Marokkaner noch in Spanien aufhalte, teilte die katalanische Polizei mit. In ganz Katalonien wurden Straßensperren errichtet.
Der 22-jährige Younes Abouyaaqoub soll laut Medienberichten am Donnerstagnachmittag den Lieferwagen in die Menschenmenge auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona gesteuert haben. Die katalanische Polizei erklärte indes, es stehe weiterhin nicht fest, wer den Lieferwagen gefahren habe. Es sei unklar, ob sich der Gesuchte noch in Spanien befinde, so Polizeichef Josep Lluís Trapero.
Zu der Terrorzelle zählte den Ermittlungen zufolge ein marokkanisches Bruderpaar - der 17-jährige Moussa Oukabir, der zusammen mit vier weiteren mutmaßlichen Attentätern in Cambrils erschossen wurde, und sein 27-jähriger Bruder Driss Oukabir, der in Ripoll festgenommen wurde. Der 17-Jährige war zunächst als möglicher Fahrer des Lieferwagens bei dem Anschlag in Barcelona genannt worden.
Gedenkgottesdienst in Sagrada Família
Trotz des flüchtigen mutmaßlichen Haupttäters sei die Terrorzelle "zerschlagen", sagte der Innenminister der katalanischen Regionalregierung, Joaquim Form. Zu den Anschlägen in Barcelona und Cambrils hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt.
Am Sonntag versammelten sich rund 2000 Menschen in der Sagrada Família in Barcelona, wo unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ein Trauergottesdienst stattfand. Daran nahmen auch König Felipe, der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont teil.
Auf den Dächern rund um die berühmte Kirche von Gaudí waren Scharfschützen postiert, am Boden patrouillierten schwerbewaffnete Polizisten. Vor der Basilika versammelten sich hunderte Menschen. Medienberichten zufolge war die Kathedrale eines der ursprünglichen Anschlagsziele der Terrorzelle.
Quelle: ntv.de, jog/AFP