Agenten Chinas in Deutschland Spione infiltrierten offenbar den Bundestag
06.07.2018, 07:44 Uhr
Mehr als 500 gefälschte Profile soll China im Netzwerk LinkedIn betreiben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der chinesische Geheimdienst soll über mehr als eine Million Mitarbeiter verfügen. Einem Zeitungsbericht zufolge versuchten einige von ihnen im Sommer 2016 offenbar, Spitzel im Bundestag anzuwerben - zum Teil erfolgreich. Der Verfassungsschutz warnt.
Chinesische Spione haben einem Bericht zufolge offenbar versucht, im Bundestag Spitzel anzuwerben. Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" kontaktierten sie unter dem Namen "Jason Wang" im Sommer 2016 mehrmals einen Abgeordneten der Union. Gegen Geld habe er Expertise und Insiderwissen liefern sollen, heißt es in dem Bericht.
Kurz vor einer Reise in die Volksrepublik habe dann aber der Verfassungsschutz den Abgeordneten über den Verdacht informiert, dass sich hinter den Gesprächspartnern aus China Agenten verbergen, berichtete die Zeitung. Mehr als 500 gefälschte Profile wie das von "Jason Wang" soll China demnach im Netzwerk LinkedIn betreiben.
In einem zweiten Fall, über den die SZ berichtete, sollen Chinas Spione sogar erfolgreich gewesen sein: Ein Mitarbeiter eines Abgeordneten soll für Informationen insgesamt 10.000 Euro erhalten haben. Auch soll dieser Mitarbeiter bereits einer Einladung nach China gefolgt und dort unter Druck gesetzt worden sein.
Der Bundesnachrichtendienst schätzt dem Bericht zufolge, dass der chinesische Geheimdienstapparat über mehr als eine Million Mitarbeiter verfügt. Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen warnte vor einem "breit angelegten Versuch der Infiltration insbesondere von Parlamenten, Ministerien und Behörden".
Auch das Bundeskanzleramt hält chinesische Spione für weitaus gefährlicher als Mitarbeiter beispielsweise von russischen Geheimdiensten. Laut SZ sollen ebendiese Spione in den Bundestag vorgedrungen sein, während Kanzlerin Merkel mit mehreren Ministern und Staatssekretären in Peking war. Dort unterzeichneten beide Parteien gemeinsam ein Abkommen, das China verpflichtet, seine Wirtschaftsspionage einzustellen.
Quelle: ntv.de, lri/AFP