Politik

Terroranschlag in Tunesien Steinmeier bestätigt ein deutsches Opfer

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Mindestens ein Deutscher ist unter den Opfern des Terroranschlags auf eine Hotelanlage in Tunesien. Eine Bundesbürgerin sei verletzt worden, teilt Außenminister Steinmeier mit. Die Untersuchungen seien aber noch nicht beendet.

Bei dem Anschlag im tunesischen Ferienort Sousse ist mindestens ein Bundesbürger getötet worden. Eine weitere deutsche Staatsangehörige sei verletzt worden, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Mehrere Vermisstenmeldungen hätten aufgeklärt werden können. "Jedoch können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht völlig ausschließen, dass noch einige wenige Deutsche unter den Opfern sind", fügte der SPD-Politiker hinzu.

Der Attentäter hatte am Freitag das Feuer am Strand eines Touristenhotels eröffnet und 39 Menschen getötet und viele weitere verletzt. Neben Deutschen waren nach britischen Angaben auch 15 Briten unter den Todesopfern. Zu dem Anschlag bekannte sich die islamistische Miliz IS.

Wie die britische Zeitung "Daily Mail" berichtet, soll es sich bei dem Täter um den tunesischen Studenten Seifeddine Rezgui handeln. Er soll sich in der Mittagssonne vom Wasser aus mit einem Schnellboot genähert haben, berichten tunesische Radiosender. "Er scherzte und lachte, benahm sich wie ein normaler Kerl", berichtete ein nicht namentlich genannter Zeuge. Dann zog er sein Gewehr aus einem zusammengefalteten Sonnenschirm hervor und zielte auf die Touristen. Laut "Daily Mail" suchte er sich seine Opfer genau aus. Ein Augenzeuge schilderte, dass er es nur auf Briten und Franzosen abgesehen hatte.

Danach stürmte der Attentäter in das Hotels Riu Imperial Marhaba in Port el Kantaoui und schoss weiter um sich. Wie der Konditor des Hotels sagte, schoss er zuerst auf ältere Touristen und warf anschließend eine Handgranate in den Pool. Schließlich kam es in der Hotelanlage zum Schusswechsel mit Sicherheitsbeamten. Dabei wurde der Täter getötet.

IS bekennt sich: Ein "Soldat des Kalifats"

Der 27-jährige Tunesier Seifeddine Rezgui soll für den folgenschweren Anschlag verantwortlich sein.

Der 27-jährige Tunesier Seifeddine Rezgui soll für den folgenschweren Anschlag verantwortlich sein.

(Foto: dpa)

In einer nicht bestätigten Twitter-Mitteilung übernahmen Unterstützer des Islamischen Staates (IS) die Verantwortung für den Anschlag. Ein "Soldat des Kalifats" habe den "abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens" angegriffen, hieß es. Der nationale Sicherheitsrat Tunesiens beschloss bei einer nächtlichen Sitzung Maßnahmen im Kampf gegen den Terrorismus.

Unter anderem sollen innerhalb einer Woche bis zu 80 Moscheen geschlossen werden, in denen weiterhin "Gift zum Terrorismus" verbreitet werde. Daneben sollten verdächtige Parteien oder Vereine überprüft und eventuell aufgelöst werden.

Touristen verlassen Sousse

Derweil entschlossen sich zahlreiche Touristen zur Abreise. Auf dem Flughafen Hammamet bildeten sich lange Schlangen. Viele sagten, sie brächen ihren Aufenthalt aus Furcht vor Anschlägen ab. Eine Deutsche sagte, sie habe etwa 40 Kilometer vom Tatort entfernt ein Hotelzimmer gebucht. "Wir sind ziemlich froh wegzukommen, weil man sich nicht mehr sicher fühlen kann, wenn so etwas passiert", sagte sie. Auch viele andere Touristen aus ihrem Hotel seien auf dem Weg nach Hause.

Das überfallene Hotel Imperial Marhaba ist inzwischen völlig verwaist. Sämtliche Gäste seien abgereist, sagte Direktor Mohammed Becheur. Unmittelbar vor dem Angriff auf den hauseigenen Strandabschnitt seien 75 Prozent der 370 Zimmer belegt gewesen. "Dieser Sommer wird hart", sagte Becheur. Doch er glaube an die Zukunft und wolle kein Personal entlassen.

Schwarzer Freitag des Terrors

Die Londoner Terrorismus-Expertin Margaret Gilmore hält Nachahmer-Taten für möglich. "Es ist durchaus möglich, dass es Trittbrettfahrer geben wird", sagte sie in London. Die Polizei tue gut daran, weitere Kräfte auf die Straßen zu schicken, betonte die Wissenschaftlerin. Der bevorstehende Jahrestag der Ausrufung eines Kalifats durch den IS, sei ein gefährlicher Zeitpunkt. "Diese Leute haben im Irak und in Syrien zuletzt einige Niederlagen einstecken müssen", sagte Gilmore. "Sie brauchen jetzt vermutlich Publicity."

Innenminister Thomas de Maiziere sieht dagegen keine erhöhte Gefahr in Deutschland. "Aus den aktuellen Ereignissen ergibt sich nach derzeitigen Erkenntnissen keine weitere Verschärfung der Sicherheitslage", erklärte de Maiziere. Gleichwohl sei die Gefährdung durch den internationalen Terrorismus und reisende Dschihadisten wie auch durch Einzeltäter aus diesem Spektrum in Deutschland hoch. De Maiziere kündigte an, er werde am Montag nach Tunesien reisen und den Anschlagsort Sousse besuchen.

Neben dem Anschlag in Tunesien war es am Freitag auch in Kuwait und Frankreich zu mutmaßlich islamistischen Anschlägen mit vielen Toten gekommen. Arabische Medien sprachen von einem "schwarzen Freitag des Terrorismus". Unter anderem schrieb die libanesische Zeitung "An Nahar", dass "die Welt von drei Anschlägen geschockt" sei.

Quelle: ntv.de, dsi/mmo/AFP/dpa

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